2. Diversitätsrat in Hannover

Evelyn Thies und Antonia Schwarz

Bei der 2. Sit­zung des Diver­si­täts­rats am 10. und 11. Sep­tem­ber 2022 waren wir GRÜNE Alte wie­der mit Anto­nia Schwarz und Eve­lyn Thies (Ersatz­de­le­gier­te) ver­tre­ten. Pegah Edala­ti­an (viel­falts­po­li­ti­sche Spre­che­rin des Bun­des­vor­stands) und Nai­ma Shali (Viel­falts­re­fe­ren­tin), führ­ten sou­ve­rän durch das umfang­rei­che Pro­gramm, mit Anträ­gen und Beschlüs­sen, Debat­ten, einem Work­shop, Podi­ums­dis­kus­si­on und Wah­len. Wir als GRÜNE Alte hat­ten die Chan­ce, mehr über gesell­schafts­po­li­ti­sche Fra­ge­stel­lun­gen zu erfah­ren und vor allem die Sicht von betrof­fe­nen, poli­tisch enga­gier­ten Men­schen (in der Mehr­zahl Frau­en!) ken­nen­zu­ler­nen. Auf­ga­be des Diver­si­täts­rats ist es, struk­tu­rel­le gesell­schaft­li­che Ver­än­de­run­gen anzu­sto­ßen, um dem Ziel einer inklu­si­ven und dis­kri­mi­nie­rungs­frei­en Gesell­schaft, mit ent­spre­chen­der poli­ti­scher Betei­li­gung, näher­zu­kom­men. Die beson­de­re Situa­ti­on der älte­ren Gene­ra­ti­on in punc­to Alters­dis­kri­mi­nie­rung, Hin­der­nis­sen bei der poli­ti­schen Teil­ha­be und Dis­kri­mi­nie­rung wegen ihrer sexu­el­len Aus­rich­tung, ihrer Her­kunft, ihrer Haut­far­be etc. wur­de aller­dings kaum the­ma­ti­siert. Lag dies am Alter und der Lebens­si­tua­ti­on der meis­ten Teil­neh­men­den? Es soll­te unser Ziel sein, bei zukünf­ti­gen Sit­zun­gen die poli­ti­sche Teil­ha­be von Älte­ren unter­schied­lichs­ter Aus­rich­tung zu beleuch­ten. Soll­ten wohl­ha­ben­de Älte­re (z. B. Selb­stän­di­ge und Pen­sio­nä­re) bei den grü­nen Mit­glie­dern über­re­prä­sen­tiert sein, könn­te dies einen blin­den Fleck bei der Ein­schät­zung der Lage von betag­ten Durchschnittsbürger*innen bedingen.

FSp. | GRÜNE ALTE

Schwer­punk­te bei die­ser Tagung waren poli­ti­sche Teil­ha­be und sozio-öko­no­mi­sche Her­kunft, die Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­po­li­tik in Bund und Län­dern sowie das Selbst­be­stim­mungs­ge­setz. Zu die­sen The­men spra­chen u. a. der GRÜNE Ober­bür­ger­meis­ter der Stadt Han­no­ver, Belit Onay, die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Tes­sa Gan­se­rer und als Spe­cial Guest die Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­be­auf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung, Fer­da Ataman.

  • Sozio-öko­no­mi­sche Her­kunft und poli­ti­sche Teil­ha­be: Auch Men­schen mit nied­ri­gem Ein­kom­men und/oder gerin­ger Bil­dung soll­ten poli­tisch mit­wir­ken kön­nen: Erstat­tung der Fahr­kos­ten zum Tagungs­ort, kein Zwang, Spei­sen und Geträn­ke zu kon­su­mie­ren, ver­ständ­li­che Spra­che. Wich­tig ist auch die Wahl von Sit­zungs­or­ten und ‑zei­ten! Auch sol­len Per­so­nen mit nicht-aka­de­mi­schen Bil­dungs­ab­schlüs­sen bes­ser ein­ge­bun­den wer­den, da der­zeit Par­tei­äm­ter über­wie­gend von aka­de­misch Gebil­de­ten besetzt wer­den. Gast­red­ne­rin war Kat­ja Urbatsch vom Ver­ein „Arbei­ter­kind e. V.“, die von den beson­de­ren Schwie­rig­kei­ten von Akademiker*innen der ers­ten Gene­ra­ti­on berichtete.
  • Abend­ver­an­stal­tung: Podi­ums­dis­kus­si­on zum all­ge­mei­nen Gleich­be­hand­lungs­ge­setz und zur Rol­le von Lan­des-Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­ge­set­zen: Mode­riert von der grü­nen Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Awet Tes­fai­esus spra­chen Fer­da Ata­man (Unab­hän­gi­ge Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­be­auf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung), Jill Strüb­ner (Nie­der­säch­si­sche Bera­tungs­stel­le für Sin­ti und Roma) und Dje­na­bou Dial­lo-Hart­mann (GRÜNE Land­tags­kan­di­da­tin für Nie­der­sach­sen) über Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­ge­set­ze in Bund und Län­dern. Das Bun­des­ge­setz sei laut Ata­man zu schwach und müs­se nach­ge­schärft wer­den, es erfül­le nicht die euro­päi­schen Vor­ga­ben. Im Koali­ti­ons­ver­trag der Ampel ist eine Novel­lie­rung des seit 2006 gel­ten­den Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­ge­set­zes ver­ein­bart wor­den. Für dis­kri­mi­nier­te Men­schen sei es bis­her schwie­rig, ihre Rech­te ein­zu­kla­gen; wich­tig wären flä­chen­de­cken­de Bera­tungs­stel­len für Anti­dis­kri­mi­nie­rung. In der Dis­kus­si­on wur­den die teils schon bestehen­den Lan­des-Dis­kri­mi­nie­rungs­stel­len als hilf­reich ein­ge­schätzt. Not­wen­dig wären wir­kungs­vol­le Maß­nah­men zum Schutz vor Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund des Alters und/oder einer Behin­de­rung. Fer­da Ata­man nann­te als Bei­spie­le die Benach­tei­li­gung am Arbeits­markt, wenn Men­schen z. B. Ange­hö­ri­ge pfle­gen oder Kin­der betreuen.
  • Gegen Trans­feind­lich­keit und für Selbst­be­stim­mung: Expert*innen zu die­sem The­ma waren Tes­sa Gan­se­rer (MdB) und Kal­le Hümpf­ner (vom Bun­des­ver­band Trans e. V.). Die Ampel­re­gie­rung plant ein neu­es Selbst­be­stim­mungs­ge­setz als Ersatz für das (in wesent­li­chen Tei­len ver­fas­sungs­wid­ri­ge) Trans­se­xu­el­len­ge­setz von 1980. Es soll das Leben für trans- und inter­ge­schlecht­li­che Men­schen ver­bes­sern, auf der Grund­la­ge von Urtei­len des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts zu den Rech­ten von Trans-Per­so­nen bzw. der vom Grund­ge­setz geschütz­ten Rech­te auf Bestim­mung des Geschlechts. Wich­tig: Eine amt­li­che Per­so­nen­stands­än­de­rung und die Ände­rung des Vor­na­mens sol­len künf­tig durch eine ein­fa­che Erklä­rung, ohne ärzt­li­ches Attest oder gar medi­zi­ni­sche Ein­grif­fe, ermög­licht werden.
FSp. | GRÜNE ALTE Eve­lyn Thies und Anto­nia Schwarz

Gegen Schluss der Ver­an­stal­tung fan­den Wah­len zur Bil­dung eines Prä­si­di­ums des Diver­si­täts­rats sowie der Kom­mis­si­on Viel­falts­cent statt. In der Kom­mis­si­on Viel­falts­cent wird über die Finan­zie­rung von Vor­ha­ben zur För­de­rung von Diver­si­tät entschieden.

Ein aus­führ­li­cher Bericht und das Ergeb­nis der Wah­len fin­den sich unter fol­gen­dem Link zum Diver­si­täts­rat: Gemein­sam viel­fäl­ti­ge Visio­nen ent­wi­ckeln – zwei­ter Diver­si­täts­rat 2022 – BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Eve­lyn Thies, Anto­nia Schwarz, Sep­tem­ber 2022

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