Integration älterer Flüchtlinge und Migrant*innen

Von Anny Knapp und Marion Kremla für Asylkoordination Österreich.

Der gan­ze Bericht unter http://archiv.asyl.at/projekte/endbericht_ecre.pdf

5. GOOD PRACTICE – MODELLE ZUR AUFNAHME UND INTEGRATION ÄLTERER FLÜCHTLINGE UND MIGRANTEN

5.1 EINLEITUNG Es wur­den Fra­ge­bö­gen aus­ge­füllt. Aus der Beant­wor­tung der Fra­ge­bö­gen geht her­vor dass: a) wis­sen­schaft­li­che Daten zur Situa­ti­on älte­rer Flücht­lin­ge rela­tiv spär­lich sind, b) dies eben­so für Pro­gram­me, die sich auf älte­re Flücht­lin­ge spe­zia­li­sie­ren zutrifft, c) auch wenn sol­che Pro­gram­me exis­tie­ren, Flücht­lings­hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen wenig dar­über infor­miert sind. Aller­dings legen mehr Pro­jek­te den Schwer­punkt auf die Unter­stüt­zung älte­rer Flücht­lin­ge als ursprüng­lich ange­nom­men. Ein gro­ßer Teil davon wird von Flücht­lings­or­ga­ni­sa­tio­nen selbst getra­gen. Aber auch NGOs der Auf­nah­me­län­der und die Anbie­ter von Sozi­al- und Pfle­ge­diens­ten ach­ten immer mehr auf die älte­ren Mit­glie­der eth­ni­scher Min­der­hei­ten und somit auch auf älte­re Flücht­lin­ge. Auch wenn der Groß­teil der gefun­de­nen Pro­jek­te sich in ers­ter Linie an Migran­tIn­nen wen­det, sind die­se Pro­jek­te auch für Flücht­lin­ge hilf­reich. Denn jede Maß­nah­me, die getrof­fen wird, um älte­ren Migran­tIn­nen den Zugang zu Sozi­al- und Pfle­ge­diens­ten zu erleich­tern, jede Rege­lung, die auf eine Siche­rung des Ein­kom­mens auch ohne Pen­si­ons­an­spruch abzielt, ist auch zuguns­ten älte­rer Flücht­lin­ge. Es muss betont wer­den, dass der recht­li­che Zugang zu den meis­ten Pro­jek­ten auf Kon­ven­ti­ons­flücht­lin­ge und jene mit ander­wei­ti­ger Form des Schut­zes und der ent­spre­chen­den Auf­ent­halts­be­wil­li­gung begrenzt ist. Somit bleibt die Grup­pe der Asyl­wer­be­rIn­nen von fast allen für älte­re Men­schen rele­van­ten Leis­tun­gen ausgeschlossen.

Good Prac­ti­se – nach­ah­mens­wer­te pra­xis­er­prob­te Model­le – ent­hal­ten Pro­gram­me und Pro­jek­te, wel­che die spe­zi­fi­sche Situa­ti­on älte­rer Flücht­lin­ge berück­sich­ti­gen, auch wenn sie in vie­len Fäl­len für Migran­tIn­nen kon­zi­piert wur­den. Auf einen beträcht­li­chen Teil der Pro­jek­te wur­den wir durch die Recher­che von Eli­sa­beth Mes­the­ne­os auf­merk­sam, die uns die Unter­la­gen zu ihrem dies­be­züg­li­chen Rede­bei­trag bei der Kon­fe­renz zur Auf­nah­me und Inte­gra­ti­on von Flücht­lin­gen im Rah­men die­ses Pro­jekts zur Ver­fü­gung stellte.

5.2 PROJEKTE ZUR ÜBERWINDUNG DER SPRACHBARRIERE

Das Erler­nen einer neu­en Spra­che wird mit zuneh­men­dem Alter schwie­ri­ger. Dadurch ist es für älte­re Flücht­lin­ge häu­fig am ange­nehms­ten, Rechts­be­ra­tung und sozia­le Diens­te in ihrer Mut­ter­spra­che ange­bo­ten zu bekom­men. Trotz der alters­be­ding­ten Lern­pro­ble­me und einer oft gerin­gen Schul­bil­dung ver­su­chen die meis­ten, die Spra­che des Auf­nah­me­lan­des zu erler­nen und haben damit auch Erfolg, sofern geeig­ne­te Metho­den ange­wandt wer­den. Die­ses Kapi­tel ent­hält eini­ge Bei­spie­le von Über­set­zungs­diens­ten und mut­ter­sprach­li­chen Bera­tungs­ein­rich­tun­gen und prä­sen­tiert spe­zi­el­le Sprach­lern­me­tho­den für älte­re Flücht­lin­ge. Mut­ter­sprach­li­che Bera­tung Rechts­be­ra­tungs­stel­len für Flücht­lin­ge und Asyl­wer­be­rIn­nen beschäf­ti­gen oft Mit­ar­bei­te­rIn­nen mit Flücht­lings- oder Migra­ti­ons­hin­ter­grund. Bei­spie­le dafür sind die zahl­rei­chen Orga­ni­sa­tio­nen und Ver­ei­ne, die von Flücht­lin­gen selbst gegrün­det wur­den wie z.B. das Arme­ni­sche Bera­tungs- und Infor­ma­ti­ons­zen­trum in Lon­don oder der „Gol­den Years Club“ in Lon­don, der von Latein­ame­ri­ka­ni­schen Flücht­lin­gen betrie­ben wird. Aber auch NGOs der Auf­nah­me­län­der bezie­hen Flücht­lin­ge als Bera­te­rIn­nen mit ein, um ein bes­se­res gegen­sei­ti­ges Ver­ständ­nis der Bera­tungs­stel­le und der Kli­en­tIn­nen zu gewähr­leis­ten. Nicht zuletzt wird auch den invol­vier­ten Behör­den mehr und mehr die Not­wen­dig­keit bewusst, ihre Infor­ma­ti­ons­an­ge­bo­te in mehr als einer Spra­che zur Ver­fü­gung zu stel­len. Die in Groß­bri­tan­ni­en für Pen­sio­nen zustän­di­ge minis­te­ri­el­le Abtei­lung stellt ihre wich­tigs­ten Merk­blät­ter neben Eng­lisch in neun wei­te­ren Spra­chen zur Ver­fü­gung, dar­un­ter: www.caia.org.uk. Einen Über­blick über das Aus­maß, in dem die­se Pra­xis in ver­schie­de­nen euro­päi­schen Län­dern üblich ist, bie­tet die Stu­die “Refu­gee Employ­ment in Euro­pe”, durch­ge­führt vom Bri­tish Refu­gee Counci.l- 2002/ Spra­chen, die von den größ­ten Flücht­lings­grup­pen gespro­chen wer­den (z.B. Viet­na­me­sisch, Ara­bisch, Pun­ja­bi, Urdu)

Übersetzungsdienste:

Ver­schie­de­ne Stel­len bie­ten kul­tu­rel­le Media­ti­on, Über­set­zungs- und Dol­met­scher­leis­tun­gen an. In eini­gen Fäl­len wer­den die­se Leis­tun­gen von Flücht­lings­hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen selbst ange­bo­ten. Bei eini­gen Behör­den und Ämtern ist es üblich, pro­fes­sio­nel­le Über­set­zungs­bü­ros zu nut­zen. Regio­na­le Behör­den, poli­zei­li­che, gericht­li­che oder Gesund­heits­be­hör­den nüt­zen die­se Diens­te. In Groß­bri­tan­ni­en über­nimmt bei­spiels­wei­se die Gesund­heits­be­hör­de des Bezirks Ham­mer­s­mith die Kos­ten, wenn Gesund­heits­be­ra­tungs­stel­len das Über­set­zungs- und Dol­metsch­zen­trum in Anspruch neh­men. In Rom schult der ita­lie­ni­sche Flücht­lings­rat CIRE Dol­met­sche­rIn­nen und nutzt danach ihre Kennt­nis­se für Über­set­zungs­diens­te. In Bel­gi­en wur­de ein Netz­werk inter­kul­tu­rel­ler Media­to­ren gebil­det, wel­ches die Anbie­ter sozia­ler Diens­te bei den Erst­kon­tak­ten mit Kli­en­tIn­nen beglei­tet und hilft, die Heim­hil­fe vor­zu­stel­len und ein­zu­füh­ren. Zusätz­lich gibt es einen Markt für tele­fo­ni­sche Über­set­zungs­diens­te. Aus Kos­ten­grün­den ist es unwahr­schein­lich, dass die­se Diens­te auch von Flücht­lin­gen selbst genutzt wer­den. Viel­fach wer­den sie aber von Ämtern und Orga­ni­sa­tio­nen ange­fragt, die regel­mä­ßig Kon­tak­te zu Flücht­lin­gen haben. In der Schweiz fin­den sich ver­schie­de­ne Ansät­ze, die für älte­re Migran­tIn­nen Mög­lich­kei­ten bie­ten, sprach­li­che Bar­rie­ren zu über­win­den. Pro­fes­sio­nel­le Über­set­zungs­diens­te und kul­tu­rel­le Media­ti­on – die Orga­ni­sa­ti­on „Inter­pret“ Die Schwei­zer Ver­ei­ni­gung „Inter­pret“ ist eine 1999 gegrün­de­te Inter­es­sens­grup­pe für die För­de­rung von Über­set­zungs­diens­ten und kul­tu­rel­ler Media­ti­on im Sozi­al- und Bil­dungs­be­reich. Die Orga­ni­sa­ti­on unter­stützt den Erfah­rungs­aus­tausch und för­dert die Ver­net­zung von Per­so­nen und Orga­ni­sa­tio­nen, die als Über­set­zer arbei­ten oder mit die­sen in den oben genann­ten Tätig­keits­fel­dern zusammenarbeiten.

Schweiz: Ein Gesundheitsratgeber

Die­ser wird vom Bun­des­amt für Gesund­heit, dem Schwei­zer Roten Kreuz und der Cari­tas Schweiz her­aus­ge­ge­ben. Die 63-sei­ti­ge, kos­ten­lo­se Bro­schü­re gibt Aus­kunft dar­über, was im Not­fall zu tun ist, wer als Ansprech­part­ner in einer Not­la­ge zur Ver­fü­gung steht, wer wel­che Kos­ten über­nimmt, wie sich die Ver­si­che­rungs­prä­mi­en sen­ken las­sen oder war­um zusätz­li­che Bei­trä­ge zu bezah­len sind. Außer­dem beant­wor­tet der Rat­ge­ber die 20 am häu­figs­ten gestell­ten Fra­gen zum The­ma Krank­heit. Ein Glos­sar erklärt wich­ti­ge Begrif­fe aus dem medi­zi­ni­schen Bereich. Schließ­lich bie­tet die Publi­ka­ti­on eine Adres­sen­lis­te der wich­tigs­ten Sozi­al­diens­te und Hilfs­wer­ke. Der Rat­ge­ber erscheint in 19 Spra­chen: Alba­nisch, Ara­bisch, Bos­nisch, Deutsch, Eng­lisch, Far­si, Fran­zö­sisch, Ita­lie­nisch, Kroa­tisch, Por­tu­gie­sisch, Rus­sisch, Ser­bisch, Soma­li, Spa­nisch, Tamil, Thai, Tür­kisch, Urdu, Viet­na­me­sisch. Bereits erhält­lich ist er auf Eng­lisch, Deutsch, Fran­zö­sisch, Spa­nisch, Ita­lie­nisch und Portugiesisch.

Sprachunterricht

Den 12 für die­sen Bericht befrag­ten älte­ren Flücht­lin­gen gelang es im Regel­fall, aus­rei­chen­de Sprach­kennt­nis­se für die Bewäl­ti­gung des All­tags zu erwer­ben. Bemer­kens­wert dar­an ist, dass nur zwei von ihnen ange­ben, ihre Kennt­nis­se den besuch­ten Sprach­kur­sen zu ver­dan­ken. Eine Flücht­lings­frau berich­tet im Inter­view: „Ich wur­de oft von den jun­gen Teil­neh­mern ver­spot­tet und ent­schied schließ­lich, auf­zu­ge­ben. Die unsi­che­re Zukunft spiel­te bei die­ser Ent­schei­dung auch eine Rol­le. Momen­tan neh­me ich Pri­vat­stun­den – zwei­mal die Woche – bei einer Frau mei­nes Alters, die auch eine Freun­din gewor­den ist.

www.dwp.gov.uk

Zum Bei­pi­el pres­ti­ge­net­work Trans­la­ti­on and Inter­pre­ting for Eth­nic Mino­ri­ty, Asyl­um See­kers and Refu­gee Lan­guages, UK, www.prestigenetwork.com / Cent­re for Inter­pre­ta­ti­on and Trans­la­ti­on Access, 271–273 King Street, Ham­mer­s­mith, W6 9LZ, +02082332829/Hinweis durch Menes­the­ne­os Eliza­beth: Good Prac­ti­se-working docu­ment (unpublished)/ Inter­pret, www.inter-pret.ch / Aus­kunft: Schwei­ze­ri­sches Rotes Kreuz, Iris Stucki, Rain­matt­str. 10, 3001 Bern / Inter­views für das Pro­jekt “Auf­nah­me und Inte­gra­ti­on älte­rer Flücht­lin­ge”, Inter­view 8 33. Den Schluss, den man aus der Erfah­rung die­ser Frau sowie den Aus­sa­gen von zwei wei­te­ren Inter­view­part­ner zie­hen kann, ist, dass Ein­zel­un­ter­richt im beson­de­ren Aus­maß den Sprach­er­werb bei älte­ren Flücht­lin­gen unter­stützt. Dies war die Metho­de, durch die jene drei letzt­end­lich ein gutes Sprach­ni­veau erlang­ten. Eine ande­re Emp­feh­lung wird von einem Inter­view­part­ner aus­ge­spro­chen, der sehr bald nach sei­ner Ankunft im Auf­nah­me­land zu arbei­ten begann, sich und sei­ne Fami­lie erhal­ten muss­te und somit nie die Chan­ce hat­te, einen Sprach­kurs zu besu­chen. Er emp­fiehlt, dass Sprach­un­ter­richt direkt am Arbeits­platz für Flücht­lin­ge ange­bo­ten wer­den soll­te, so dass sie trotz Schicht­ar­beit die Mög­lich­keit haben, dar­an teil­zu­neh­men. Im Gegen­satz zu den von den Flücht­lin­gen geäu­ßer­ten nega­ti­ven Erfah­run­gen mit all­ge­mei­nen Sprach­kur­sen gibt es bei Sprach­un­ter­richt, der spe­zi­el­le auf älte­re Men­schen abge­stimm­te Metho­den ver­wen­det, posi­ti­ve Erkennt­nis­se. Aus sei­ner eige­nen Erfah­rung lei­tet ein Bera­tungs­team für Pro­jek­te für älte­re Flücht­lin­ge in den USA fol­gen­de Emp­feh­lun­gen ab: „Die Bedürf­nis­se älte­rer Men­schen zu berück­sich­ti­gen, bedeu­tet in ers­ter Linie, dass sie eine Klas­se für sich haben müs­sen. Scham auf­grund ver­min­der­ter Lern­fä­hig­keit und eben­so das Gefühl, nicht zum über­wie­gend jün­ge­ren Rest einer Kurs­grup­pe zu pas­sen, sind wich­ti­ge Hin­der­nis­se einer Teil­nah­me an gewöhn­li­chen Kur­sen. Wei­te­res muss der Lern­stoff, meis­tens für Erwach­se­ne im erwerbs­fä­hi­gen Alter kon­zi­piert, geän­dert wer­den, um älte­re Flücht­lin­ge für die Situa­tio­nen, denen sie im All­tag begeg­nen, vor­zu­be­rei­ten. Eben­so muss der gesund­heit­li­che Zustand aller Teil­neh­me­rIn­nen berück­sich­tigt wer­den. Eine Orga­ni­sa­ti­on, die eine sehr indi­vi­du­el­le Metho­de des Sprach­un­ter­richts gefun­den hat, ist PREI in Nord­schwe­den. Ihre Lehr­me­tho­de beschreibt eine der Mit­be­grün­de­rin­nen fol­gen­der­ma­ßen: „Unser Sys­tem basiert auf einer sehr klei­nen Grup­pen von 4 bis maxi­mal 10 Teil­neh­me­rIn­nen. Die grund­le­gen­de Metho­de wird „port­fo­li­e­me­to­den“ genannt, was bedeu­tet, dass jeder Teil­neh­mer am ers­ten Tag eine „Akten­ta­sche“ – aller­dings aus Plas­tik – erhält, um Unter­la­gen etc. auf­zu­be­wah­ren. Am Beginn jeder Woche haben die Kurs­lei­te­rIn­nen mit allen ihren Teil­neh­me­rIn­nen ein Ein­zel­ge­spräch, in dem die Akti­vi­tä­ten für die kom­men­de Woche geplant wer­den. Wenn eine oder einer den Ein­druck hat, mehr z. B. an ihrer Aus­spra­che oder an ihrer münd­li­chen Sprach­fer­tig­keit arbei­ten zu müs­sen, kann dies als Extra­ziel ver­ein­bart wer­den. Am Beginn der nächs­ten Woche gehen bei­de gemein­sam den Plan durch: haben er oder sie sich ver­bes­sert, wenn nicht, war­um. Die Metho­de ist einem Coa­ching sehr ähn­lich. Jeder Teil­neh­mer plant selbst sei­ne Fort­schrit­te nach sei­nem oder ihrem eige­nen Tem­po und Bedürf­nis­sen. Zusätz­lich zum nor­ma­len Grup­pen­un­ter­richt gibt es für alle Teil­neh­me­rIn­nen einen PC mit spe­zi­el­len drei­di­men­sio­na­len Pro­gram­men, die ursprüng­lich für Analpha­be­tIn­nen geschrie­ben wur­den. Das Pro­gramm ent­hält Bil­der, Aus­spra­che und schrift­li­ches Mate­ri­al. Wenn jemand das Wort hört, ist er im Stan­de, es mit dem Bild zu ver­bin­den und viel­leicht zu ler­nen, wie man das Wort schreibt. Zunächst ist es not­wen­dig, die Leh­re­rIn­nen in die­ser Metho­de zu schu­len, die­se Metho­de anstatt der übli­chen Lehr­me­tho­den zu ver­wen­den. Auf kur­ze Sicht ist es sehr teu­er, weil die PC Pro­gram­me und min­des­tens zwei Leh­re­rIn­nen bezahlt wer­den müs­sen. Län­ger­fris­tig war das Pro­jekt den­noch ein gro­ßer Erfolg und hat sehr vie­len älte­ren Flücht­lin­gen gehol­fen. Lang­fris­tig betrach­tet bringt die­ses viel­ver­spre­chen­de Pro­jekt auch finan­zi­el­le Vor­tei­le, da die Aus­ga­ben für Dol­met­scher­diens­te redu­ziert wer­den kön­nen. Chenoweth and Bur­dick, Refu­gee 20/1 “Taking into account older peo­p­les’ needs in the first place means that they need to have a class of their own. Shame due to decreased lear­ning capa­ci­ties as well as the fee­ling not to fit in a class of most­ly youn­ger ones are important bar­riers to par­ti­ci­pa­ti­on in main­stream cour­ses. Then, pro­grams, usual­ly desi­gned for employa­ble adults have to be rede­si­gned to prepa­re older refu­gees for the situa­ti­on the encoun­ter in their ever­y­day life. Also the health sta­te of each stu­dent has to be taken into account in terms of the design of the cur­ri­cu­lum.” email Nach­richt von Roya Raza­ni, Stu­die­främ­jan­det i Umea, Ridv. 5, 903 25 Umea 34

5.3 PROJEKTE ZUR INTERKULTURELLEN GESUNDHEITSVERSORGUNG

Zunächst ist sozia­le und medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung eine Fra­ge des Zugangs. Für älte­re Flücht­lin­ge und Asyl­wer­be­rIn­nen liegt das wich­tigs­te Hin­der­nis in den Beschrän­kun­gen des recht­li­chen Anspruchs auf die­se Diens­te. Bei Asyl­wer­be­rIn­nen kom­men die­se Ein­schrän­kun­gen einem tota­len Aus­schluss aus dem Sozi­al­sys­tem nahe. Das zwei­te Hin­der­nis ist die ein­spra­chi­ge Infor­ma­ti­ons­po­li­tik, die dazu führt, dass sehr vie­le Leis­tun­gen, wie etwa Essens­zu­stell­diens­te, mobi­le Kran­ken­schwes­tern oder Heim­hil­fen den Flücht­lin­gen unbe­kannt sind. Der drit­te Grund, war­um Flücht­lin­ge bestehen­de Ange­bo­te kaum nut­zen, auch wenn sie dazu berech­tigt sind, liegt dar­in, dass vie­le die­ser Ein­rich­tun­gen ihren spe­zi­fi­schen Bedürf­nis­sen nicht gerecht wer­den. Im fol­gen­den Abschnitt wer­den eini­ge Model­le gezeigt, wie bestehen­de Ein­rich­tun­gen adap­tiert wer­den kön­nen, sodass sie für älte­re Men­schen ande­rer Kul­tu­ren attrak­ti­ver wer­den. Selbst wenn die­se Ein­rich­tun­gen die Bedürf­nis­se von älte­ren Migran­tIn­nen in ihrem Ange­bot berück­sich­ti­gen, müs­sen Flücht­lin­ge zuerst davon Kennt­nis erlan­gen und dar­in bestärkt wer­den, die Ange­bo­te aus­zu­pro­bie­ren. Sowohl die Flücht­lings­or­ga­ni­sa­tio­nen als auch die Anbie­ter sozia­ler Diens­te müs­sen dar­an arbei­ten, dass letz­te­re sich der Bedürf­nis­se der ver­schie­de­nen Flücht­lings­grup­pen bewusst wer­den. Im Fol­gen­den wer­den hier zwei Model­le prä­sen­tiert, die auf den Bewusst­seins­bil­dungs­pro­zess der Ser­vice­an­bie­ter abzie­len. Danach fol­gen Bei­spie­le von spe­zi­ell für älte­re Flücht­lin­ge und Migran­tIn­nen erar­bei­te­ten Informationsangeboten.

5.3.1. Sensibilisierung der Anbieter von Sozial- und Pflegediensten

Ange­sichts der Anzahl der Kon­fe­ren­zen und Publi­ka­tio­nen zum The­ma inter­kul­tu­rel­le Pfle­ge scheint es, als ob das The­ma zuneh­mend auf Inter­es­se der Anbie­ter stößt. Zumin­dest wer­den Mög­lich­kei­ten, älte­re Flücht­lin­ge anzu­spre­chen und zu infor­mie­ren dis­ku­tiert und in eini­gen Fäl­len wer­den die­se Ideen auch in die Pra­xis umgesetzt.

Charta zur kultursensiblen Altenpflege

Deut­sche Wohl­fahrts­ein­rich­tun­gen leg­ten in der “Char­ta zur kul­tur­sen­si­blen Alten­pfle­ge ihr Bekennt­nis zu einem inter­kul­tu­rel­len Ansatz in allen ihren Ange­bo­ten und auf allen Ebe­nen dar. Die unter­zeich­nen­den Orga­ni­sa­tio­nen haben den Ein­druck, dass die älte­ren Mit­glie­der eth­ni­scher Min­der­hei­ten kaum Gebrauch von den vor­han­de­nen Unter­stüt­zungs­struk­tu­ren machen und dass dies nicht nur auf sprach­li­che Bar­rie­ren und einen Man­gel an Infor­ma­ti­on zurück­zu­füh­ren ist. Sie sehen auch ein gewis­ses Unbe­ha­gen gegen­über unbe­kann­ten Insti­tu­tio­nen als aus­schlag­ge­bend und die Tat­sa­che, dass deut­sche Gesund­heits- und Pfleg­ein­rich­tun­gen nicht auf Men­schen mit ande­rem reli­giö­sen und kul­tu­rel­lem Hin­ter­grund aus­ge­rich­tet sind. Die Char­ta impli­ziert einen Auf­ruf an alle rele­van­ten Akteu­re im Feld der Alten­pfle­ge und Alten­be­treu­ung, dafür zu sor­gen, dass Men­schen, die Pfle­ge benö­ti­gen, die­se auch erhal­ten – auf eine Art und Wei­se, die mit ihren reli­giö­sen und kul­tu­rel­len Wer­ten ver­ein­bar ist. Die Emp­feh­lun­gen der Char­ta beto­nen die Not­wen­dig­keit, selbst­or­ga­ni­sier­te Grup­pen von Migran­tIn­nen und Flücht­lin­ge in Ent­schei­dun­gen mit­ein­zu­be­zie­hen und zu för­dern. Sie tre­ten auch dafür ein, in der Per­so­nal­aus­wahl den Migra­ti­ons­hin­ter­grund von Bewer­be­rIn­nen als einen beson­de­ren Plus­punkt zu sehen und für Trai­nings hin­sicht­lich inter­kul­tu­rel­ler Sen­si­bi­li­tät für die deut­schen Mit­ar­bei­te­rIn­nen zu sor­gen. Cul­tu­ral Care Kit ist ein Infor­ma­ti­ons­pa­ket für Anbie­ter von Sozi­al- und Pfle­ge­diens­ten in Aus­tra­li­en. Cul­tu­ral Care Kit infor­miert über rele­van­te Flücht­lings- und Migran­ten­grup­pen. Die Abschnit­te über die ein­zel­nen Her­kunfts­län­der umfas­sen Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen über Tra­di­tio­nen und Fest­ta­ge, über Ernäh­rungs­ge­wohn­hei­ten, über Reli­gi­on und Spra­che, ins­be­son­de­re auch die für die Pfle­ge und Betreu­ung wich­ti­gen Phra­sen. Wei­te­res sind kul­tur­spe­zi­fi­sche Ein­stel­lun­gen zu sta­tio­nä­rer Pfle­ge, Spi­tä­lern und Krank­heit selbst beschrie­ben, soweit die­se gene­ra­li­siert wer­den können.

Älter werden in Deutschland

Fach­ta­gung zu einer Infor­ma­ti­ons­rei­he für älte­re Migran­ten, 2001, Hrsg. v. Beauf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung Deutsch­land für Aus­län­der­fra­gen; Work­shop Prä­sen­ta­ti­on und Per­spek­ti­ven inno­va­ti­ver Pro­jek­te zur sozia­len Inte­gra­ti­on älte­rer Migran­tIn­nen, 2002, Schweiz: Fach­ta­gung Alter und Migra­ti­on 1999, Nie­der­lan­de: Gro­wing old in a mul­ti­cul­tu­ral socie­ty, 1998, Hrsg von Net­her­lands Insi­tu­te for Wel­fa­re and Care 67 Resi­den­ti­al care rights (rcr).

5.3.2. Information älterer Flüchtlinge

Wie schon erwähnt, wer­den ver­schie­de­ne Metho­den ange­wandt, um älte­re Migran­tIn­nen und Flücht­lin­ge auf das bestehen­de Unter­stüt­zungs­an­ge­bot auf­merk­sam zu machen. Die Art und Wei­se, wie die Anbie­ter sozia­ler Diens­te einer­seits, selbst­or­ga­ni­sier­te Grup­pen oder Ver­ei­ne von Flücht­lin­gen ande­rer­seits ihre poten­ti­el­len Kli­en­tIn­nen anspre­chen, unter­schei­det sich. Wäh­rend die Flücht­lings- und Migran­ten­in­itia­ti­ven ihren Ursprung in ihren jewei­li­gen Ver­ei­nen und Clubs haben und eher um Aner­ken­nung und För­de­rung der Auf­nah­me­ge­sell­schaft und ihrer Insti­tu­tio­nen kämp­fen, als um die Aner­ken­nung sei­tens ihrer Lands­leu­te, sehen sich die anbie­ten­den Insti­tu­tio­nen mit dem genau umge­kehr­ten Pro­blem kon­fron­tiert. Schließ­lich müs­sen sie den nega­ti­ven Ein­druck wider­le­gen, den Flücht­lin­ge ten­den­zi­ell gera­de vom Umgang mit den älte­ren Men­schen in Euro­pa haben.

Ansätze der Serviceanbieter

Als Bei­spiel dafür, wie Infor­ma­tio­nen an die Ziel­grup­pe gebracht wer­den kön­nen, soll hier eine Infor­ma­ti­ons­rei­he erwähnt wer­den, die in den Nie­der­lan­den erst­mals ein­ge­setzt wur­de und anschlie­ßend, den jewei­li­gen natio­na­len Beson­der­hei­ten ange­passt, auch in Deutsch­land und Bel­gi­en ein­ge­setzt wur­de. Die Infor­ma­ti­ons­rei­he wen­det sich vor allem an älte­re Migran­tIn­nen und ist bis jetzt in Tür­kisch und Ara­bisch erhält­lich. Die Metho­de basiert dar­auf, zuerst jene emo­tio­na­len Bar­rie­ren anzu­spre­chen, die bewir­ken, dass älte­re Migran­tIn­nen ten­den­zi­ell ihr „Älter­wer­den“ ver­leug­nen und somit kaum Vor­keh­run­gen für das höhe­re Alter tref­fen. Die ers­te Bar­rie­re in die­ser Hin­sicht beschrei­ben die Autoren der Rei­he als “Illu­si­on der Rück­kehr“. Die­se zu über­win­den bedeu­tet, sich mit der Tat­sa­che zu kon­fron­tie­ren, dass eine Rück­kehr in vie­ler­lei Hin­sicht unrea­lis­tisch gewor­den ist – sei es aus medi­zi­ni­schen oder wirt­schaft­li­chen Grün­den, sei es, weil kei­ne per­sön­li­chen Bin­dun­gen an das Her­kunfts­land mehr bestehen. Als die zwei­te Bar­rie­re wird die Annah­me bezeich­net, dass im Ernst­fall Fami­li­en­mit­glie­der die gesam­te Betreu­ung und Ver­sor­gung über­neh­men. Als „Illu­si­on der ver­sor­gen­den Fami­lie“ wird die­se Über­zeu­gung inso­fern bezeich­net, als sich wie­der­holt her­aus­ge­stellt hat, dass unter den Bedin­gun­gen des Exils die Bin­dun­gen zwi­schen den Gene­ra­tio­nen loser wer­den als sie der kul­tu­rel­len Tra­di­ti­on nach üblich sind. Die Infor­ma­ti­ons­rei­he baut auf meh­re­ren Tref­fen einer fixen Grup­pe auf, wobei in den ers­ten Tref­fen mit Vide­os, wel­che kon­tro­ver­si­el­le State­ments zur Fra­ge der Rück­kehr und der inter­ge­ne­ra­tio­nel­len Soli­da­ri­tät ent­hal­ten, die oben genann­ten The­men ange­spro­chen wer­den. Erst danach erwies es sich als sinn­voll, mit der Infor­ma­ti­ons­ar­beit z. B. über Anspruch auf Sozi­al­leis­tun­gen oder wie Pen­sio­nen im Aus­land bezo­gen wer­den kön­nen, zu begin­nen. Zur Infor­ma­ti­ons­ar­beit zählt dann auch das Vor­stel­len von Ein­rich­tun­gen für älte­re Men­schen, z.B. mobi­le Diens­te, über die vie­le Migran­tIn­nen noch nichts gehört hat­ten. Die Rei­he erwies sich, wo immer sie statt­fand, als sehr erfolg­reich, da das Inter­es­se und der Infor­ma­ti­ons­stand anstie­gen. Obwohl die Infor­ma­ti­ons­rei­he von einem kul­tu­rell gemisch­ten Team durch­ge­führt wird, kri­ti­sie­ren Ver­tre­te­rIn­nen von Migran­ten- und Flücht­lings­or­ga­ni­sa­tio­nen dar­an, dass es ein zu teu­rer und auf­wän­di­ger Ansatz sei und dadurch die Durch­füh­rung der von Migran­tIn­nen und Flücht­lin­gen selbst initi­ier­ten Pro­jek­te wegen der beschränkt ver­füg­ba­ren Res­sour­cen behin­dert wird.

Ansätze von Flüchtlingsvereinigungen

Ein gro­ßer Teil der Bil­dungs- und Infor­ma­ti­ons­ar­beit hin­sicht­lich der für älte­re Men­schen rele­van­ten The­men wird für älte­re Flücht­lin­ge von Ver­ei­nen und Clubs von Flücht­lin­gen und Migran­tIn­nen durch­ge­führt. Bezüg­lich Groß­bri­tan­ni­en stell­te ein Ver­tre­ter des Ver­ban­des älte­rer Bür­ger eth­ni­scher Min­der­hei­ten fest, dass „das Ver­sa­gen der öffent­li­chen Hand zum Ent­ste­hen einer gro­ßen Zahl von Selbst­hil­fe­initia­ti­ven geführt hat“. Man­che Clubs bie­ten Tages­zen­tren oder auch betreu­te Wohn­for­men an. Als Bei­spiel wird das Pro­gramm des arme­ni­schen Senio­ren­clubs vor­ge­stellt: Der Club ist zwei Mal pro Woche geöff­net und jede/r über 65 kann kos­ten­los vor­bei­kom­men und teil­neh­men. Beim Pro­gramm hat man die Aus­wahl zwi­schen regel­mä­ßi­gen Akti­vi­tä­ten, wie z.B. Bin­go.( Beauf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung für Aus­län­der­fra­gen: Älter wer­den in Deutsch­land: Fach­ta­gung zu einer Infor­ma­ti­ons­rei­he für älte­re Migran­ten, 2001; Kon­fe­renz­do­ku­men­ta­ti­on The men­tio­ned cri­tic refers to a pri­va­te dis­cus­sion taking place at a con­fe­rence whe­re this model was pre­sen­ted / Stan­ding Con­fe­rence on Eth­nic Mino­ri­ty Seni­or Citi­zens / BRC: Age in Exi­le, p20 36 ) und ande­ren Spie­len, arme­ni­schem Tanz, Sin­ga­ben­den, gemein­sa­mem Lunch und beson­de­ren Ver­an­stal­tun­gen. Zu die­sen zäh­len z.B. ein Gespräch über die Bedürf­nis­se älte­rer Men­schen mit einer Ver­tre­te­rin des Sozi­al­amts oder Aben­de mit Exper­tIn­nen sowie Vide­os zu bestimm­ten The­men, z.B. Gesund­heits­för­de­rung oder Schutz­vor­keh­run­gen gegen Ein­bre­cher. Die Ver­an­stal­tun­gen wer­den mög­lichst leben­dig gestal­tet. So beinhal­tet bei­spiels­wei­se ein Abend zum The­ma Gesund­heits­för­de­rung nicht nur einen Vor­trag mit Ernäh­rungs­emp­feh­lun­gen, son­dern auch eine Ver­kos­tung ver­schie­de­ner gesund­heits­för­dern­der Nah­rungs­mit­tel. Zu den Ver­an­stal­tun­gen zäh­len auch Akti­vi­tä­ten die zur Tra­di­ti­ons­pfle­ge, wie etwa gemein­sa­mes Kochen arme­ni­scher Gerich­te, – und natür­lich wer­den auch die arme­ni­schen Fes­te gefeiert./ Ähn­li­che Clubs und Treff­punk­te exis­tie­ren in grö­ße­ren Städ­ten, ent­we­der für alle Gene­ra­tio­nen einer bestimm­ten eth­ni­schen Grup­pe oder, sel­te­ner, spe­zi­ell für die Älte­ren. Zu den in den Fra­ge­bö­gen genann­ten Orga­ni­sa­tio­nen die­ser Art zäh­len ein afgha­ni­scher Club in Sofia, Bul­ga­ri­en; Ver­ei­ne ver­schie­de­ner Natio­na­li­tä­ten in Deutsch­land, wobei einer der aktivs­ten eine Ver­ei­ni­gung per­si­scher Flücht­lin­ge ist, zu der auch vie­le Älte­re zäh­len. Soweit wir wis­sen, exis­tie­ren Flücht­lings­ver­ei­ni­gun­gen in jedem euro­päi­schen Land. Daher war es erstaun­lich, dass nur etwa die Hälf­te der retour­nier­ten Fra­ge­bö­gen Anga­ben zu die­sem The­ma ent­hält. Aller­dings ziel­ten die Fra­gen haupt­säch­lich auf Infor­ma­tio­nen über spe­zi­el­le Ein­rich­tun­gen für Älte­re ab, und da Ver­ei­ni­gun­gen exklu­siv für Älte­re eher sel­ten sind, ist die gerin­ge Anzahl an Hin­wei­sen nachvollziehbar.

5.3.3. Geeignete Einrichtungen für allein lebende ältere Flüchtlinge Essen auf Rädern

Essens­zu­lie­fer­diens­te sind ein häu­fi­ger Bestand­teil der spe­zi­ell für älte­re Men­schen gedach­ten sozia­len Diens­te. In eini­gen Städ­ten wur­de die­ser Ser­vice inter­kul­tu­rell aus­ge­stal­tet, sodass die ange­bo­te­nen Mahl­zei­ten auch für Flücht­lin­ge und Migran­tIn­nen anspre­chend sind. In West-Lon­don fin­det man somit kosche­re, vege­ta­ri­sche, asia­ti­sche, kari­bi­sche und ande­re Gerich­te für spe­zi­el­le Ernäh­rungs­ge­wohn­hei­ten, die an Älte­re, die nicht mehr selbst kochen kön­nen, gelie­fert werden.

Da ein­ge­schränk­te Mobi­li­tät und Sprach­schwie­rig­kei­ten Din­ge wie Ein­kau­fen, Bank­we­ge etc. schwie­rig machen, spie­len frei­wil­li­ge und bezahl­te Hilfs­diens­te eine wesent­li­che Rol­le und wer­den von vie­len selbst­or­ga­ni­sier­ten Flücht­lings­in­itia­ti­ven, Frei­wil­li­gen­or­ga­ni­sa­tio­nen und kom­mu­na­len Behör­den zur Ver­fü­gung gestellt, um älte­ren Men­schen den Ver­bleib zu Hau­se zu ermöglichen.

Sport und Gesundheitsförderung

Kör­per­li­che Akti­vi­tä­ten und Gesund­heits­be­ra­tung wer­den von vie­len Ver­ei­nen und Ein­rich­tun­gen, die sich um älte­re Flücht­lin­ge küm­mern, ange­bo­ten und ver­schie­de­ne Ange­bo­te ent­wi­ckelt, damit älte­re Men­schen mit Flucht- oder Migra­ti­ons­hin­ter­grund an die­sen Akti­vi­tä­ten teil­neh­men. So wur­den Sport­kur­se spe­zi­ell für die Grup­pe älte­rer Flücht­lin­ge ent­wi­ckelt, zum Bei­spiel Übun­gen, die für mus­li­mi­sche Frau­en pas­send sind.

Erholungsurlaub für chronisch kranke ältere Flüchtlinge

Die Abtei­lung für Flücht­lin­ge des Bul­ga­ri­schen Roten Kreu­zes betreut vie­le chro­nisch kran­ke und inva­li­de Flücht­lin­ge. Der Anteil der Älte­ren ist beson­ders hoch, wobei Blut­hoch­druck, Dia­be­tes und Herz­er­kran­kun­gen über­wie­gen. Um ihren Gesund­heits­zu­stand zu ver­bes­sern, wur­de ein Pro­jekt ein­ge­reicht, durch das zehn Flücht­lin­ge von 65 oder mehr Jah­ren zwei Wochen in einem Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum ver­brin­gen sol­len. Das Zen­trum ist auf Herz­er­kran­kun­gen spe­zia­li­siert und bie­tet den Flücht­lin­gen zusätz­lich zur medi­ka­men­tö­sen Stan­dard­ver­sor­gung ergän­zen­de Behand­lungs­mög­lich­kei­ten wie Phy­sio­the­ra­pie, Ther­mal­bä­der und ande­ren Metho­den an.(Centre for Arme­ni­an Infor­ma­ti­on and Advice, www.caia.org.uk /Agewell hat einen Sport­ko­or­di­na­tor, der sport­li­che Akti­vi­tä­ten für älte­re Men­schen, vor allem für älte­re Ein­wan­de­rIn­nen und Flücht­lin­ge organisiert.)

5.4 PROJEKTE ZUR INTERKULTURELLEN GERIATRISCHEN VERSORGUNG

Insti­tu­tio­nel­le Pfle­ge ist gene­rell pro­ble­ma­tisch, noch mehr aber, wenn sie mit den Her­aus-for­de­run­gen der Exil­si­tua­ti­on ver­bun­den ist. Wenn Alters- und Pfle­ge­hei­me, trotz ste­ti­ger Ver­bes­se­rung, schon für die meis­ten Ein­woh­ner nichts an Schre­cken ver­lo­ren haben, so schreckt die Aus­sicht, die letz­ten Lebens­jah­re in einem Wohn­heim zu ver­brin­gen, Flücht­lin­ge und Migran­tIn­nen [1]noch mehr ab. Auch wenn die Abnei­gung teil­wei­se auf Infor­ma­ti­ons­man­gel zurück­zu­füh­ren sein dürf­te, muss ein­ge­stan­den wer­den, dass Ange­hö­ri­ge eth­ni­scher Min­der­hei­ten im Fal­le insti­tu­tio­nel­ler Pfle­ge mit erheb­li­chen Schwie­rig­kei­ten kon­fron­tiert sind. Außer den Hei­men, die von den Min­der­hei­ten selbst geführt wer­den, haben älte­re Flücht­lin­ge kaum eine Chan­ce, von Pfle­ge­per­so­nal ver­sorgt zu wer­den, mit wel­chen sie in ihrer Mut­ter­spra­che kom­mu­ni­zie­ren kön­nen. Eben­so unwahr­schein­lich ist es, dass sie Lands­leu­te unter den Bewoh­ne­rIn­nen eines “gewöhn­li­chen” Heims fin­den. Aller­dings gibt es auch Ein­rich­tun­gen, die von Flücht­lin­gen und Migran­tIn­nen selbst gegrün­det und/oder geführt werden.

5.4.1. Wohnheime für ältere Flüchtlinge

Von den Wohn­hei­men für älte­re Flücht­lin­ge, über die oben in dem Abschnitt über Unter­su­chungs-ergeb­nis­se refe­riert wur­de, sind man­che noch in Betrieb, ande­re wur­den geschlos­sen oder stel­len sich als zu wenig genutzt her­aus. Auch die bri­ti­sche Gesetz­ge­bung, die den Ein­rich­tun­gen teu­re bau­li­che Stan­dards vor­schreibt, könn­te zur Schlie­ßung eini­ger Häu­ser geführt haben, da die erfor­der­li­chen Umbau­ten und die wei­te­re Erhal­tung nicht finan­zier­bar gewe­sen wären. Wie auch immer, die­se Model­le insti­tu­tio­nel­ler Betreu­ung, die auf eine Ziel­grup­pe mit spe­zi­fi­schen kul­tu­rel­len und tra­di­tio­nel­len Wün­schen zuge­schnit­ten sind, sind trotz neu­er Ent­wick­lun­gen in der Alten­pfle­ge und obwohl das „klas­si­sche“ Modell des Alters­heims etwas anti­quiert erschei­nen mag, eines genaue­ren Bli­ckes wert. Row­fant House – ein Heim für let­ti­sche Senio­ren und ande­re Row­fant Hou­ses   wur­de 1953 gegrün­det und wird von der Let­ti­schen Evan­ge­li­schen Kir­che Lon­don geführt. Obwohl die Kir­che es führt, beher­bergt das Wohn­heim Men­schen ver­schie­de­ner Reli­gi­ons-zuge­hö­rig­keit, denen in glei­cher Wei­se ermög­licht wird, ihren reli­giö­sen Ver­pflich­tun­gen nach­zu­kom­men. Momen­tan leben 27 Bewoh­ner dort, 17 davon im Wohn­heim, wo Kran­ken­pfle­ge­per­so­nal zur Ver­fü­gung steht, wäh­rend die zehn ande­ren im soge­nann­ten „Haupt­haus“ mit weni­ger inten­si­ver Betreu­ung aus­kom­men. Gewöhn­lich gibt es eine War­te­lis­te, die momen­tan acht Bewer­be­rIn­nen umfasst. Als vor eini­gen Jah­ren die Nach­fra­ge gerin­ger war, kamen mehr gebür­ti­ge Eng­län­der hin­zu, die nun etwa ein Vier­tel aller Bewoh­ner aus­ma­chen. Nach dem Direk­tor des Hau­ses ver­ur­sacht dies kei­ne Pro­ble­me. Hin­zu­zu­fü­gen ist aller­dings, dass alle let­ti­schen Bewoh­ne­rIn­nen gute Eng­lisch­kennt­nis­se haben. Zur Beleg­schaft zäh­len bri­ti­sche und let­ti­sche Mit­ar­bei­te­rIn­nen. Da das Haus von einem gro­ßen Park umge­ben ist, sind Spa­zier­gän­ge und Gar­ten­ar­beit regel­mä­ßi­ge Beschäf­ti­gun­gen. Dane­ben wer­den Aus­flü­ge und spe­zi­el­le Ver­an­stal­tun­gen orga­ni­siert, zum Bei­spiel ein Kon­zert let­ti­scher Musi­ker. Bemer­kens­wert ist, dass eini­ge der der­zei­ti­gen Bewoh­ner bereits seit über 30 Jah­ren im Haus leben und sich dort mehr zu Hau­se füh­len als über­all sonst. Dem Direk­tor zufol­ge ist es nicht nur die Gesell­schaft von Men­schen der glei­chen Mut­ter­spra­che, die attrak­tiv ist, son­dern es ist die Mög­lich­keit, ver­stan­den zu wer­den – in einem über die sprach­li­che Bedeu­tung hin­aus­ge­hen­den Sinn – dadurch, dass die let­ti­schen Bewoh­ne­rIn­nen wäh­rend des Krie­ges die­sel­ben trau­ma­ti­schen Erfah­run­gen durch­lebt haben

Wohnheime für “neuere” Gruppen älterer Flüchtlinge

Es gibt beträcht­li­che neue Grup­pen von Flücht­lin­gen, wie z. B. Chi­le­nen oder Viet­na­me­sen, die sich nun mit der Fra­ge aus­ein­an­der­set­zen müs­sen, wie sie am bes­ten ihre nun fern von der Hei­mat alt wer­den­den Land­leu­te unter­stüt­zen, die zuneh­mend betreu­te Wohn­mög­lich­kei­ten brau­chen. Die viet­na­me­si­sche Ver­ei­ni­gung An Viet Housing Asso­cia­ti­on hat spe­zi­el­le Wohn­for­men für älte­re Viet­na­me­sIn­nen in Lon­don ent­wi­ckelt. Ein wei­te­res Bei­spiel ist das Nie­der­län­di­sche Pfle­ge­heim/ Tele­fon­in­ter­view mit Mr. Kadiy­ski, Direk­tor d. Row­fant House, Decem­ber 2002 38 „Trans­vaal“.       Als mehr und mehr Men­schen der älte­ren Gene­ra­ti­on suri­na­me­si­scher Ein­wan­de­rer auf­ge­nom­men wur­den, war zu beob­ach­ten, dass die­se neu­en Bewoh­ne­rIn­nen Schwie­rig­kei­ten hat­ten, sich ein­zu­fü­gen. Daher wur­de eine Arbeits­grup­pe ein­ge­rich­tet, Ver­än­de­rungs­mög­lich­kei­ten dis­ku­tiert und umge­setzt: Zwei­spra­chi­ge Mit­ar­bei­te­rIn­nen wur­den auf­ge­nom­men, der Spei­se­plan an den suri­na­me­si­schen Geschmack ange­passt, ohne aber typisch nie­der­län­di­sche Gerich­te ganz zu strei­chen. Die täg­li­chen Abläu­fe ori­en­tie­ren sich nun an den reli­giö­sen Ver­pflich­tun­gen der Bewoh­ne­rIn­nen. Bei­spiels­wei­se beten Hin­dus übli­cher­wei­se vor Son­nen­auf­gang und wer­den daher gewa­schen, wenn es noch dun­kel ist. Mus­lis­mi­sche Bewoh­ne­rIn­nen wer­den glei­cher­ma­ßen nicht wäh­rend ihrer Gebets­zei­ten gestört. Anders als das oben beschrie­be­ne Row­fant House wur­de Trans­vaal erst 1992 an die stei­gen­de Nach­fra­ge älte­rer Leu­te mit asia­ti­scher Her­kunft angepasst.

5.4.2. Unterstützung für Pflegende

Unter­stüt­zung für pfle­gen­den Ange­hö­ri­ge, spe­zi­ell für jene, die an Demenz oder an der Alzheimer’schen Krank­heit Lei­den­de ver­sor­gen, scheint für Ange­hö­ri­ge von älte­ren Flücht­lin­gen unge­eig­net oder gar nicht exis­tent zu sein. Bei Age Con­cern Schott­land arbei­te­ten die zwei auf Demenz­er­kran­kun­gen spe­zia­li­sier­te Orga­ni­sa­tio­nen an der Uni­ver­si­tät Stir­ling zusam­men, um Unter­stüt­zungs­pro­gram­me für nicht in Groß­bri­tan­ni­en gebo­re­ne Demenz­pa­ti­en­tIn­nen und deren Ange­hö­ri­ge zu ent­wi­ckeln. Wei­te­res bie­tet die Orga­ni­sa­ti­on Jewish Care Scot­land ein Pfle­ge­pro­gramm für die jüdi­sche Min­der­heit an, die auch Flücht­lin­ge umfasst. Unter­stüt­zung für Pfle­gen­de wird auch vom arme­ni­schen „Cent­re on Arme­ni­an Advi­se und Infor­ma­ti­on“ zur Ver­fü­gung gestellt, wo zum Bei­spiel Ersatz­pfle­ge­rIn­nen ein­sprin­gen kön­nen, um den Ange­hö­ri­gen eine Pau­se von ihrer belas­ten­den Auf­ga­be zu ermög­li­chen. Alzheimer’s Con­cern Eal­ing, eben­falls in Groß­bri­tan­ni­en, bie­tet Wochen­en­den für asia­ti­sche Pati­en­tIn­nen und Pfle­ge­rIn­nen an, mit gemein­sa­men Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten, unter­stützt von zwei­spra­chi­gem medi­zi­ni­schen Per­so­nal. /Net­her­lands Insti­tu­te on Care and Welfare,S.26 77 Die­ser Abschnitt wur­de dem Doku­ment von E. Mes­the­ne­os’ ent­nom­men: Good Prac­ti­se towards older refu­gees, 2002 78 Scot­land Action on Demen­tia und Demen­tia Ser­vices Deve­lo­p­ment Cent­re Net­her­lands Insti­tu­te on Care and Wel­fa­re, p.55 39/

5.5 PROJEKTE ZUR FÖRDERUNG PSYCHISCHER STABILITÄT UND SELBSTAUSDRUCK

Die psy­chi­schen Belas­tun­gen, denen älte­re Flücht­lin­ge aus­ge­setzt sind, sind viel­fäl­tig, da alters­be­ding­te Pro­ble­me und die Belas­tun­gen des Exils sich addie­ren. Rol­len­ver­lust und somit ein Man­gel an sinn­stif­ten­den Auf­ga­ben, Abhän­gig­keit von ande­ren in vie­ler­lei Hin­sicht und eine gewöhn­lich schlech­te finan­zi­el­le Situa­ti­on – dies sind nur eini­ge der Fak­to­ren, die Depres­sio­nen ver­ur­sa­chen kön­nen. Zusätz­lich besteht die Ten­denz, dass in frü­he­ren Jah­ren erleb­te Trau­ma­ta im Alter wie­der­keh­ren. Der Tod naher Freun­de, schwin­den­de Gesund­heit und ande­re Ver­lust-erfah­run­gen kön­nen als Aus­lö­ser wir­ken, die Ver­gan­gen­heit zurück­zu­brin­gen. Dies­be­züg­li­che psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Hil­fe kann auf ver­schie­de­ne Wei­se und auf ver­schie­de­nen Ebe­nen ange­bo­ten werden.

5.5.1. Psychotherapie für Folterüberlebende

Ange­bo­te für Fol­ter- und Kriegs­über­le­ben­de exis­tie­ren in den meis­ten euro­päi­schen Län­dern, ent­we­der an spe­zi­el­len Bera­tungs­stel­len oder bei dar­auf spe­zia­li­sier­ten Psy­cho­the­ra­peu­tIn­nen. Die­se Ange­bo­te wen­den sich an Flücht­lin­ge jeden Alters. Psy­cho­the­ra­pie ist für Flücht­lin­ge meist unge­wohnt. Im Gegen­teil, allein das Wort ruft eher Asso­zia­tio­nen zu Geis­tes­krank­heit her­vor und inso­fern kann der Rat, psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Behand­lung auf­zu­su­chen, als Belei­di­gung auf­ge­fasst wer­den. Dies und das oft gemein­sa­me Auf­tre­ten von psy­chi­schen und phy­si­schen Sym­pto­men führt dazu, dass der ers­te Kon­takt mit psy­cho­the­ra­peu­ti­schen Ein­rich­tun­gen häu­fig über kör­per­li­che Beschwer­den her­ge­stellt wird. Dies wird am Bei­spiel der psy­cho­so­zia­len Ambu­lanz ESRA in Wien deut­lich, die auch eine Abtei­lung für Schmerz­pa­ti­en­ten umfasst. In den meis­ten Fäl­len haben die Schmer­zen kei­ne kör­per­li­che Ursa­che, son­dern sind durch Trau­ma­ta und Ver­lust­er­fah­run­gen bedingt. Auf­ge­for­dert über ihre Schmer­zen zu spre­chen, aber auch über ihre per­sön­li­che Lebens­ge­schich­te, öff­nen sich die Pati­en­tIn­nen gegen­über einem Ver­fah­ren, das sie, wäre es ihnen als Psy­cho­the­ra­pie prä­sen­tiert wor­den, abge­schreckt hätte.

5.5.2. Selbstausdruck

Die Mob­li­li­sie­rung der krea­ti­ven Kräf­te älte­rer Flücht­lin­ge kann als sinn­vol­le Beschäf­ti­gung die­nen, aber dar­über hin­aus auch als the­ra­peu­ti­sche Metho­de. Hand­werk­li­che Tätig­kei­ten als Beschäf­ti­gungs­mög­lich­keit sind ein übli­cher Bestand­teil eines jeden der zuvor erwähn­ten Hei­me und Tages­zen­tren. Mit Kunst und Kunst­the­ra­pie arbei­tet die latein­ame­ri­ka­ni­sche Ver­ei­ni­gung „Gol­den Years Club“. Ein Pro­jekt, das ver­schie­de­ne Aus­drucks­mög­lich­kei­ten umfasst, wird dem­nächst von der nie­der­län­di­schen Orga­ni­sa­ti­on Sticht­ing BMP begon­nen. Nach einem vor­an­ge­hen­den Pro­jekt, in des­sen Zen­trum Inter­views mit älte­ren Flücht­lin­gen stan­den, wur­de dem Team klar, dass bis dato das Poten­ti­al und die Res­sour­cen ihrer Inter­view­part­ne­rIn­nen viel zu wenig sicht­bar gewor­den war – sowohl für die Öffent­lich­keit als auch für die Flücht­lin­ge selbst. Das Pro­jekt wird dem­nach älte­re Flücht­lin­gen dazu ermu­ti­gen, ihre Erfah­run­gen, ihre Lebens­weis­heit und ihre Krea­ti­vi­tät in Thea­ter­stü­cke, Musik, Gedich­te, Bil­der etc. umzusetzen.

5.5.3. Selbsthilfegruppen

Selbst­hil­fe­grup­pen wur­den vor allem von Holo­cau­st­über­le­ben­den ein­ge­rich­tet, mit oder ohne die Teil­nah­me von Psy­cho­the­ra­peu­tIn­nen. Aber auch eine Ver­ei­ni­gung pol­ni­scher Frau­en in Edin­burgh, die schon 1947 gegrün­det wor­den war, ist immer noch ein bedeu­ten­der Punkt im Leben pol­ni­scher Frau­en im Exil.

5.5.4. Erinnerungsarbeit

Erin­ne­rungs­ar­beit-Pro­jek­te kön­nen meh­re­re Zie­le ver­fol­gen. Für die Flücht­lin­ge selbst kann das Wie­der­auf­ru­fen der Erin­ne­run­gen dazu bei­tra­gen, das Selbst­wert­ge­fühl zu erhö­hen und sich mit der Ver­gan­gen­heit zu ver­söh­nen, wenn ein Blick zurück schmerz­vol­le Erin­ne­run­gen wie­der an die Ober­flä­che schwemmt. Wenn ein Out­put der Erin­ne­rungs­ar­beit auch für die Öffent­lich­keit ver­füg­bar gemacht wird, dann kann das Pro­jekt auch zu einem tie­fe­ren Ver­ständ­nis für Flücht­lin­ge bei­tra­gen. Erin­ne­rungs­ar­beit wird in ver­schie­de­nen For­men betrie­ben. Ein nie­der­län­di­sches Pro­jekt kon­zen­trier­te sich bei­spiels­wei­se auf einen mul­ti­kul­tu­rel­len Stadt­teil und arbei­tet mit drei natio­nal ver­schie­de­nen Grup­pen, um so das Puz­zle die­ses Stadt­teil aus den ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven zusam­men­zu­set­zen: mit Älte­ren aus der Tür­kei, aus Marok­ko und aus den Nie­der­lan­den. Die Grup­pen arbei­te­ten zuerst getrennt von­ein­an­der und wur­den dann in einer zwei­ten Pha­se zusam­men­ge­bracht. Aus dem zwei­jäh­ri­gen Pro­jekt resul­tie­ren unter ande­rem ein Video und eine Aus­stel­lung im Stadt­mu­se­um, die auf gro­ßes media­les Inter­es­se stie­ßen. Erin­ne­rungs­ar­beit spe­zi­ell mit Flücht­lin­gen aus Viet­nam wur­de als regel­mä­ßi­ge Akti­vi­tät eines viet­na­me­si­schen Clubs eta­bliert. Spe­zia­li­siert auf Erin­ne­rungs­ar­beit ist die Orga­ni­sa­ti­on Age Exch­an­ge Remi­nis­cence Cent­re, deren Pro­jek­te sich an ver­schie­de­ne Flücht­lings­grup­pen wen­den, je nach dem aktu­el­len Pro­jekt. Was immer das The­ma ist, das Anlie­gen der Orga­ni­sa­ti­on ist, ihrem Selbst­ver­ständ­nis zufol­ge „die Qua­li­tät des Lebens älte­rer Men­schen zu ver­bes­sern, indem der Wert ihrer Erin­ne­run­gen betont und für Jung und Alt deut­lich gemacht wird, durch neue Kunst­an­sät­ze, bil­den­de und the­ra­peu­ti­sche Akti­vi­tä­ten“   (NIZW/NPS: Een Buurt vol Verha­len. Pre­sen­ted at the con­fe­rence „Pre­sen­ta­ti­on and per­spec­ti­ves of inno­va­ti­ve pro­jects for the social inte­gra­ti­on of older migrants, 2002. 83BRC: Age in Exile,S.37 ff 84/ www.age-exchange.org.uk “aims to impro­ve the qua­li­ty of life of older peo­p­le by empha­sis­ing the value of their remi­nis­cen­ces to young and old, through pio­nee­ring artis­tic, edu­ca­tio­nal and the­ra­peu­tic activities”)

5.6 PROJEKTE ZUR FÖRDERUNG SOZIALER KONTAKTE

Liz Mes­the­ne­os beschreibt in ihrer Samm­lung emp­feh­lens­wer­ter Pro­jek­te für älte­re Flücht­lin­ge die Wich­tig­keit von Nach­bar­schafts­hil­fe­pro­jek­ten: “Ange­sichts der Tat­sa­che, dass Sozi­al- und Pfle­ge­diens­te oft nicht in der Lage sind, alle Bedürf­ti­gen zu errei­chen, und dass eines der stärks­ten Pro­ble­me die aus­ge­präg­te Ein­sam­keit älte­rer Flücht­lin­ge ist, stel­len sol­che Pro­jek­te ein wich­ti­ges Tätig­keits­feld für Ehren­amt­li­che dar“.

5.6.1. Kontakt zwischen älteren Flüchtlingen und der Aufnahmegesellschaft

Ein Ansatz zu einem bes­se­ren gegen­sei­ti­gen Ver­ständ­nis ver­folgt ein gemein­sa­mes Pro­jekt des däni­schen Alters­ver­ban­des und des Däni­schen Flücht­lings­rats. Auf­grund der Wahr­neh­mung weit­ver­brei­te­ter Ein­sam­keit in der Grup­pe der in Däne­mark leben­den älte­ren Flücht­lin­ge setz­ten die bei­den Orga­ni­sa­tio­nen Schrit­te, um die regio­na­len Alten­ver­bän­de dazu anzu­re­gen, die­ser Grup­pe mehr Auf­merk­sam­keit zukom­men zu las­sen und zu dis­ku­tie­ren, ob und wie Flücht­lin­ge in die Akti­vi­tä­ten der Ver­bän­de mit­ein­be­zo­gen wer­den könn­ten. Die ers­ten Erfah­run­gen die­ser Sen­si­bi­li­sie­rungs­pha­se zei­gen, dass das The­ma ambi­va­lent auf­ge­nom­men wird. Vie­le ver­ste­hen nicht, war­um sie sich um Kon­tak­te zu ande­ren Men­schen ihres Alters bemü­hen soll­ten, mit denen sie weder durch Spra­che noch durch gemein­sa­me Erin­ne­run­gen oder Lebens­er­fah­run­gen ver­bun­den sind. Aber vie­le waren auch sehr inter­es­siert dar­an, Men­schen ande­rer kul­tu­rel­ler Her­kunft ken­nen­zu­ler­nen und Din­ge zu unter­neh­men, die Men­schen trotz der sprach­li­chen Bar­rie­re zusam­men­brin­gen: wie etwa gemein­sa­me Abend­essen mit den jewei­li­gen tra­di­tio­nel­len Gerich­ten oder die Musik der ande­ren Grup­pe zu hören und ihre Tanz­schrit­te zu ler­nen. Ein ähn­li­ches Aus­tausch­pro­jekt wur­de von einem ger­ia­tri­schen Tages­zen­trum in Öster­reich berich­tet, das gegen­sei­ti­ge Besu­che zwi­schen den Bewoh­nern einer Flücht­lings­un­ter­kunft und den Gäs­ten des Tages­zen­trums orga­ni­sier­te. Nicht nur Essen und Musik wur­den geteilt, son­dern auch Erin­ne­run­gen aus­ge­tauscht. Die alten Men­schen aus Öster­reich erzähl­ten den bos­ni­schen Kin­dern, wie sie selbst sich als Kin­der wäh­rend des Krie­ges gefürch­tet hat­ten und die Kin­der spra­chen dar­über, wie es war, gera­de die Hei­mat ver­las­sen zu haben und in einem frem­den Land ange­kom­men zu sein.

5.6.2. Kontakte zu Landsleuten

In die­se Kate­go­rie pas­sen Ver­ei­ne und Bera­tungs­stel­len, die Akti­vi­tä­ten wie Video­aben­de, Dis­kus-sio­nen, Vor­trä­ge, Aus­flü­ge und ähn­li­ches anbie­ten. Die­se „klas­si­schen“ Her­an­ge­hens­wei­sen wer­den in jüngs­ter Zeit ergänzt durch Pro­jek­te, die auch neue Medi­en mit­ein­be­zie­hen, z.B. die Web Com­mu­ni­ty „Age and eth­ni­ci­ty web“. Die Home­page des Pro­jekts bie­tet nicht nur rele­van­te Links und prak­ti­sche Infor­ma­tio­nen, son­dern auch die Mög­lich­keit, als Mit­glied des Netz­werks in ver­schie­de­ne Chats ein­zu­stei­gen. Anders als die wei­ter unten beschrie­be­nen Initia­ti­ven zielt eine Wie­ner Initia­ti­ve vor allem dar­auf ab, die Ver­bin­dung zwi­schen den Gene­ra­tio­nen zu stär­ken. Dies geschieht an einem Ort, an dem in einer Groß­stadt Gene­ra­ti­ons­kon­flik­te häu­fig sind: im Park. Die soge­nann­te „Park­be­treu­ung“ arbei­tet an einer Ver­bes­se­rung der gegen­sei­ti­gen Akzep­tanz der ver­schie­de­nen Gene­ra­tio­nen und Kul­tu­ren, die in den Wie­ner Parks zusam­men­kom­men .In die­sem Rah­men ent­wi­ckel­ten Sozi­al­ar­bei­te­rin­nen ein Pro­jekt, das älte­re Frau­en aus der Tür­kei und ara­bi­schen Län­dern mit Mäd­chen und jun­gen Frau­en ver­schie­de­ner Her­kunfts­län­der zusam­men­brach­te. Die älte­ren erteil­ten den um vie­le Jah­re jün­ge­ren Frau­en nicht nur Unter­richt im Bauch­tanz, son­dern weih­ten sie auch in die Kunst der Bema­lung mit Hen­na ein und hal­fen bei der Aus­wahl und Dra­pie­rung adäqua­ter Klei­dungs­stü­cke. Bezüg­lich des Kon­takts zu Lands­leu­ten des­sel­ben Alters wur­de das Bei­spiel des arme­ni­schen Clubs zuvor ange­führt. Um die­ses Bild noch zu ergän­zen, soll hier das Ange­bot an sozia­len Akti­vi­tä­ten von ESRA, dem jüdi­schen psycho-sozia­len Zen­trum in Wien vor­ge­stellt wer­den. Es wen­det sich an Älte­re (Mes­the­ne­os, Eli­sa­beth: Good Prac­ti­se towards Older Refu­gees, working docu­ment 2002. “Given that social ser­vices are often unable to access all tho­se in need of social and wel­fa­re sup­port, and that one of the most striking and dif­fi­cult pro­blems is exten­si­ve loneli­ne­ss among­st older refu­gees, befri­en­ding repres­ents a very important action for vol­un­teers”. Age and Eth­ni­ci­ty Web; aeeweb.org, Pro­jekt Zeit­raum, Wien 2002, www.zeitraum.co.at

Menschen der jüdischen Gemeinde in Wien

Zu die­sen zäh­len jene, die wäh­rend der NS Zeit aus Öster­reich geflo­hen sind, aber im Alter zurück­keh­ren, als auch älte­re Aus­wan­de­rer aus Russ­land und den frü­he­ren sowje­ti­schen Repu­bli­ken und auch Flücht­lin­ge. Trotz die­ser Mischung ver­schie­dens­ter Her­kunfts­län­der, Spra­chen und Migra­ti­ons­grün­de ver­sucht die Ein­rich­tung ein Pro­gramm anzu­bie­ten, das allen gerecht wird. Die­ses beinhal­tet drei Hauptangebote:
• Kosche­rer Mit­tags­tisch Von Mon­tag bis Frei­tag wird ein drei­gän­gi­ges Menü zu güns­ti­gen Prei­sen angeboten.
• Café: Zwei­mal pro Woche gibt es ein „Wie­ner Café“, das einen Treff­punkt darstellt
• Kul­tu­rel­le Akti­vi­tä­ten, Aus­stel­lun­gen, Vor­trä­ge, Kon­zer­te, Fil­me etc. Die Gäs­te kön­nen auch eige­ne Wer­ke vorstellen.
Um mit der Ver­schie­den­heit ihrer Kli­en­tIn­nen umge­hen zu kön­nen, wer­den bei ESRA 10 Spra­chen gespro­chen, z. B. Rus­sisch, Hebrä­isch, Jid­disch, Ser­bo­kroa­tisch, Pol­nisch. Zusätz­li­che Dol­met­scher wer­den hin­zu­ge­zo­gen, wenn die Kom­mu­ni­ka­ti­on in kei­ner der vor­han­de­nen Spra­chen mög­lich ist. Auf­grund der viel­fäl­ti­gen Schwie­rig­kei­ten der Kli­en­tin­nen, die vom Feh­len eines Auf­ent­halts­sta­tus und jeg­li­cher Ansprü­che auf Sozi­al­leis­tun­gen bis zu schwe­ren gesund­heit­li­chen Pro­ble­men und Extrem­trau­ma­ti­sie­rung rei­chen, wird ein mul­ti­pro­fes­sio­nel­les Team beschäf­tigt, das Psych­ia­ter, Psy­cho­the­ra­peu­tIn­nen, Sozi­al­ar­bei­te­rIn­nen umfasst, die alle eng zusammenarbeiten.

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