Shutdown für Seniorinnen und Senioren?

  1. Es ist kei­nes­wegs selbst­ver­ständ­lich, dass älte­re Men­schen in Zei­ten von Coro­na ohne Wenn und Aber ernst genom­men wer­den – auch nicht bei Bünd­nis 90/Die Grü­nen. Das mag dar­an lie­gen, dass die Grün­dung der Grü­nen maß­geb­lich von jugend­li­chen Pro­test­be­we­gun­gen beein­flusst wor­den ist und dies bis heu­te nach­wirkt:

    Es wird viel über Senio­rin­nen und Senio­ren gere­det, aber nur sel­ten mit ihnen. Dann fal­len auch sol­che Äuße­run­gen wie die von Boris Pal­mer: „Ich sage es Ihnen mal ganz bru­tal: Wir ret­ten in Deutsch­land mög­li­cher­wei­se Men­schen, die in einem hal­ben Jahr sowie­so tot wären – auf­grund ihres Alters und ihrer Vor­er­kran­kun­gen.“ (www.sat1.de/tv/fruehstuecksfernsehen/video/202082-oberbuergermeister-boris-palmer-spricht-ueber-die-deutsche-wirtschaft-clip) oder auch des Bun­des­tags­prä­si­den­ten Wolf­gang Schäub­le: „Wenn ich höre, alles ande­re habe vor dem Schutz von Leben zurück­zu­tre­ten, dann muss ich sagen: Das ist in die­ser Abso­lut­heit nicht rich­tig.“1
  2. Es scheint so zu sein, dass in Kri­sen­zei­ten die Lebens­leis­tung der Älte­ren nur wenig oder gar nicht zählt. So wer­den deren For­de­run­gen, so lan­ge wie mög­lich ein selbst­be­stimm­tes Leben zu füh­ren und Gesell­schaft und Poli­tik zu beein­flus­sen, leicht­hin abge­tan. Jetzt sei es viel wich­ti­ger, die wirt­schaft­li­chen Fol­gen der Pan­de­mie zu min­dern; älte­re Men­schen sind da eher eine Belas­tung. Schnell wird dann ein „risi­ko­dif­fe­ren­zier­ter Ansatz“ (so Boris Pal­mer in Publik-Forum vom 15.05.2020, S. 8) gefor­dert.
  3. Doch mit der Aus­gren­zung der Älte­ren kommt auch die Ein­sam­keit mit schlim­men Fol­gen. Weg­sper­ren und Aus­gren­zen ist kei­ne Opti­on. Viel­mehr muss durch geziel­te und auf Älte­re aus­ge­rich­te­te Maß­nah­men, auch sol­chen „Risi­ko­grup­pen“ gesell­schaft­li­che Teil­ha­be ermög­licht wer­den.
    Respekt vor dem Alter bedeu­tet auch und in Coro­na-Zei­ten ganz beson­ders,
    • dass alle erfor­der­li­chen Schutz­maß­nah­men gera­de auch von Jün­ge­ren strikt ein­ge­hal­ten wer­den,
    • dass ent­spre­chen­de Schutz­klei­dung bereit­ge­stellt wird,
    • dass gera­de auch Älte­ren der Zugang zum Inter­net gewähr­leis­tet wird. Denn in der unum­gäng­li­chen Iso­la­ti­on ist das Inter­net die wich­tigs­te Infor­ma­ti­ons­quel­le: Wo kann ich Essen bestel­len? Fährt der Bus noch? Hat der Arzt auf? Wo fin­de ich Beratung?
  4. Wenn hier­für orga­ni­sa­to­ri­sche und recht­li­che Hür­den zu über­win­den sind, so muss dies, und noch viel mehr für die basis­de­mo­kra­ti­schen Grü­nen, Ansporn und Ver­pflich­tung sein.

    Dazu gehört auch, dass den Senio­rin­nen und Senio­ren der glei­che Sta­tus zuer­kannt wird, wie der Grü­nen Jugend, und vor allem, dass älte­re gewähl­te Man­dats­trä­ger gehört wer­den – sie wis­sen am bes­ten, was von­nö­ten ist, um auch in Kri­sen­zei­ten die Wür­de des Men­schen (eines jeden Men­schen!) zu wah­ren.

    – Alex­an­der Ohgke, sil­ber­GRÜ­Ne Bayern

  1. www.tagesspiegel.de/politik/bundestagspraesident-zur-corona-krise-schaeuble-will-dem-schutz-des-lebens-nicht-alles-unterordnen/25770466.html []

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