Der ADAC schlägt vor, dass ältere Autofahrer*innen freiwillig testen können, ob sie noch fahrtauglich sind. Ein guter Ansatz, finde ich, den auch der GA-Bundesvorstand bereits diskutiert hat. Und auch die BAGSO will sich des Themas annehmen. Siehe auch unser Papier zur Altersdiskriminierung.
Anders als der ADAC möchte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft solche Testfahrten allerdings verbindlich regeln, wie der Newsletter der Zeit, die Elbvertiefung, am 18.1.17 berichtet:
»Fahrer über 75 sind keine Gefahr«
Gestern forderte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft freiwillige, aber regelmäßige Testfahrten für ältere Autolenker. Die über 75-Jährigen würden statistisch gesehen mehr Unfälle verursachen als Fahranfänger. Wir fragten Hans Duschl, Sprecher des ADAC Hamburg, ob er solche Tests für sinnvoll hält.
Elbvertiefung: Sind Senioren am Steuer wirklich so gefährlich, wie es vom Versicherungsverband derzeit dargestellt wird?
Hans Duschl: Betrachtet man die Häufigkeit bei der Unfallbeteiligung, sind Lenker über 75 keine Gefahr im Straßenverkehr. Die Zahl der Todesopfer durch Unfälle, die von Fahranfängern verursacht werden, ist fast doppelt so hoch wie die der Unfälle, die von Menschen der Generation 75 plus verursacht werden.
EV: Aber schaden können Fahrtauglichkeitstests doch auch nicht?
Duschl: Freiwillige Tests sind ein gutes Mittel, um die eigenen Fähigkeiten realistisch einschätzen zu können. Eine Verpflichtung halten wir jedoch nicht für sinnvoll. Der hohe Verwaltungsaufwand wird durch die Zahlen nicht gerechtfertigt.
EV: Dann dürfen Senioren also fahren, bis sie 100 sind?
Duschl: Es ist wichtig, durch Aufklärung und eigenverantwortliche Gesundheitsprüfungen regelmäßig selbst festzustellen, ob man für das Autofahren noch geeignet ist. Oder mit welchen Mitteln Verbesserungen erzielt werden können. Das gilt jedoch für alle Autofahrer.
EV: Wie könnte man die Straßen dann sonst sicherer machen?
Duschl: Unabhängig vom Alter ist das Problem der Ablenkung am Steuer wichtig. Der ADAC schätzt, dass inzwischen jeder zehnte Unfall mit verletzten Personen dadurch verursacht wird. Ein Tablet-Verbot, wie es das Verkehrsministerium derzeit plant, ist ein wichtiger Schritt, jedoch sollten die Kontrollen bei der Handy- oder Tablet-Nutzung am Steuer deutlich erhöht werden.
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