Kontaktsperre und Selbstbestimmung

Foto von Anita Hoffmann & Lutz Packebusch

Die Grü­nen Alten Mön­chen­glad­bach haben sich in einer Video­kon­fe­renz mit aktu­el­len Aspek­ten der der­zei­ti­gen Coro­na-Lage und mög­li­chen zukünf­ti­ge Maß­nah­men auseinandergesetzt.

Uns ist bewusst, dass der Krank­heits­ver­lauf gera­de bei Älte­ren mit Vor­er­kran­kung im Durch­schnitt wesent­lich gra­vie­ren­de­re Fol­gen hat als bei Jün­ge­ren. Dies hat dazu geführt, gera­de bei Älte­ren rigo­ro­se­re Maß­nah­men der Kon­takt­be­schrän­kung zu ergrei­fen, als bei Jün­ge­ren. Damit ein­her geht das Risi­ko, dass alles ein­ge­schränkt wird, was alten Men­schen hilft lan­ge aktiv, beweg­lich und in för­der­li­chen Sozi­al­kon­tak­ten zu leben. Hier­aus ent­ste­hen nicht umkehr­ba­re Gesund­heits­ge­fähr­dun­gen gera­de für älte­re Men­schen, wenn ihnen die Mög­lich­keit zur gesell­schaft­li­chen Teil­ha­be fak­tisch ver­wehrt wird.

Die Bei­spie­le aus Alten- und Pfle­ge­ein­rich­tun­gen in Wolfs­burg, Würz­burg, Bochum und bei uns in Wick­rath wer­den von Ver­ant­wort­li­chen zur Recht­fer­ti­gung einer kol­lek­ti­ven Beschrän­kung von Grund- und Frei­heits­rech­ten herangezogen.

Dabei wird von vie­len eine wesent­li­che Ursa­che der Mise­re aus­ge­klam­mert: der ekla­tan­te Man­gel an Schutz­klei­dung und Schutz­mas­ken in der sta­tio­nä­ren und ambu­lan­ten Pfle­ge und feh­len­den Test­ka­pa­zi­tä­ten für die­sen Bereich.

So ver­ständ­lich die Kon­zen­tra­ti­on der Anstren­gung auf Inten­siv­bet­ten ange­sichts der kata­stro­pha­len Über­las­tung des Gesund­heits­sys­tems in ande­ren Län­dern war, ist es nicht gerecht­fer­tigt, nur den End­punkt eines schwe­ren Infek­ti­ons­ge­sche­hens und nicht des­sen Anfang ins Visier zu nehmen.

Mitarbeiter*innen in der ambu­lan­ten Pfle­ge gehen von Haus zu Haus in direk­tem Kon­takt zu den Risi­ko­grup­pen für schwers­te Erkran­kung. Und dies zum Teil man­gel­haft geschützt. Das glei­che gilt für Alten- und Pfle­ge­hei­me. Im Vor­der­grund muss für das zukünf­ti­ge Han­deln die Reduk­ti­on des Infek­ti­ons­ri­si­kos im Ein­klang mit mög­lichst wenig ein­ge­schränk­ter Teil­ha­be am gesell­schaft­li­chen Leben ste­hen. Dafür zwin­gend not­wen­dig ist die Bereit­stel­lung von aus­rei­chen­den Schutz­ma­te­ria­li­en in der not­wen­di­gen Qua­li­tät, um sozia­le Kon­tak­te nicht unan­ge­mes­sen rigo­ros beschrän­ken zu müssen.

Mit gro­ßer Sor­ge neh­men wir wahr, dass Ent­schei­dungs­trä­ger, wie zum Bei­spiel die Gesund­heits­se­na­to­rin in Ber­lin Maß­nah­men für eine Qua­ran­tä­ne für alle Bür­ge­rin­nen und Bür­ger über 70 vor­schla­gen, anstatt die Schutz­mög­lich­kei­ten in den Vor­der­grund zu rücken. Älte­re Men­schen wer­den hier, wie in ande­ren öffent­li­chen Debat­ten, als Risi­ko erach­tet. Wenn man auf das Infek­ti­ons­ge­sche­hen blickt, gibt es weit­aus mehr Covid-19 Infi­zier­te pro Ein­woh­ner in den Alters­grup­pen 15–34 Jah­re und 35–59 Jah­re als in der Alters­grup­pe 60–79 oder 80+. Wenn man Infek­tio­nen ver­mei­den will, ohne zusätz­li­che Gesund­heits­ri­si­ken durch Iso­la­ti­on, aus Angst abge­sag­ter ambu­lan­te Pfle­ge oder nicht in Anspruch genom­me­ne sta­tio­nä­re Behand­lung bei „nor­ma­len“ Erkran­kun­gen in Kli­ni­ken in Kauf zu neh­men, geht kein Weg an aus­rei­chen­den Schutz­ma­te­ria­li­en vorbei.

Dies legen auch Unter­su­chun­gen des Deut­schen Zen­trums für Alters­fra­gen nahe, die von erheb­li­chen gesund­heit­li­chen Ein­bu­ßen aus­ge­hen, wenn Maß­nah­men zur sozia­len Distan­zie­rung über eine lan­ge Zeit auf die Ältern ange­wen­det werden.

Wir wün­schen uns, dass Ent­schei­dungs­trä­ger sich mit Älte­ren abstim­men. In den vie­len nord­rhein-west­fä­li­schen Städ­ten und Gemein­den mit funk­tio­nie­ren­dem Senio­ren­rat kann die­ser ein Ansprech­part­ner sein. In Städ­ten wie Mön­chen­glad­bach fehlt der Senio­ren­rat. Hier for­dern wir die Ein­rich­tung eines ent­spre­chen­den Senio­ren­ra­tes. Teil­ha­be der alten Men­schen ist eine Grund­la­ge für eine gene­ra­ti­ons­über­grei­fend soli­da­ri­sche Gesellschaft.

FSp. | GRÜNE ALTE

Die Grü­nen Alten
Ani­ta Hoff­mann (Spre­che­rin des Arbeits­krei­ses)
Prof. Dr. Lutz Packe­busch
lutz@packebusch.name
0179 2917378

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