Frank-Walter Steinmeier: Pflege muss oberste Priorität haben!

Bun­des­prä­si­dent Frank-Wal­ter Stein­mei­er und Bun­des­mi­nis­te­rin Fran­zis­ka Gif­fey beim Hän­de­schüt­teln am roten Teppich

Schwar­ze Limou­si­nen, Blau­licht, der gan­ze Bereich vor der Kon­gress­hal­le ist abge­sperrt, der Ein­gang zum Deut­schen Senio­ren­tag in Dort­mund mit einer roten Kor­del abge­hängt. Und dann steigt unser Bun­des­prä­si­dent aus mit sei­nem Tross, vor­weg breit­schult­ri­ge jun­ge Män­ner in dunk­len Anzü­gen, die ihm den Weg zum Ein­gang bahnen.

Frank-Wal­ter Stein­mei­er gibt sich volks­nah, schüt­telt den Men­schen an der Kor­del die Hand, fragt, woher sie kom­men – und ist sehr über­rascht von mir zu hören, dass ich die Grü­nen Alten ver­tre­te. Fin­det er lus­tig und meint: „Ich bin ein grau­er Alter.“

Das gibt er dann auch gleich an die Mode­ra­to­rin wie­der, die uns zehn Minu­ten spä­ter zur Auf­takt­ver­an­stal­tung im Fest­saal – als ein­zi­ge Orga­ni­sa­ti­on von den 140, die den Senio­ren­tag in Dort­mund tra­gen – nament­lich nennt. Viel­leicht soll­ten wir uns doch nicht umbe­nen­nen … wie auch immer, sei­ne anschlie­ßen­de Rede war großartig.

In der Dort­mun­der West­fa­len­hal­le eröff­net Frank-Wal­ter Stein­mei­er den Senio­ren­tag Prä­si­dent der Senio­ren­or­ga­ni­sa­tio­nen Franz Mün­te­fe­ring beim Mes­se­rund­gang

Er begann mit dem Beat­les-Song „When I’m 64“, in dem Paul McCart­ney sich vor vie­len Jah­ren vor­stell­te, wie er als Groß­va­ter mit Groß­mutter auf dem Land lebt, dass im Kamin ein Feu­er brennt, wäh­rend Groß­mutter strickt und die Enkel auf sei­nem Schoss sit­zen. Die­ses Alter hat Paul McCart­ney inzwi­schen weit über­schrit­ten, ver­bringt die Aben­de ver­mut­lich eher nicht neben einer stri­cken­den Frau, son­dern tourt immer noch über die Büh­nen; Mick Jag­ger ist inzwi­schen Urgroß­va­ter und Pete Town­send, der mit 20 sang, „I hope I die, befo­re I get old“ freut sich des Lebens.

Auch außer­halb der Musik­sze­ne haben sich die Alters­bil­der ver­än­dert. Wer heu­te alt ist, so Stein­mei­er, hat auf Schie­fer­ta­feln schrei­ben gelernt und benutzt heu­te viel­leicht ein Tablet. „Er hat die 1968er erlebt, die Wohl­stands­ge­sell­schaft, das neue Ver­hält­nis von Mann und Frau und das Erwa­chen des öko­lo­gi­schen Bewusst­seins.“ Die­se Erfah­run­gen spie­geln sich im Ange­bot des Senio­ren­ta­ges wider. Es geht um inter­kul­tu­rel­le Trai­nings, um Les­ben- und Schwu­len­ar­beit, Sexua­li­tät in Pfle­ge­hei­men oder den Digi­tal-Kom­pass für Inter­net-Lot­sen. Alte Men­schen wol­len aktiv am gesell­schaft­li­chen und kul­tu­rel­len Leben teil­neh­men, es ver­ant­wort­lich mit­ge­stal­ten und genie­ßen. Aller­dings: Die Alten, die gibt es nicht.

So vie­le Initia­ti­ven, die Spaß machen

Es gibt die, so Stein­mei­er, die ehren­amt­lich bei den Tafeln hel­fen, und auch die, die immer öfter auf die­se Tafeln ange­wie­sen sind. Es gibt die Fit­ten, Sport­li­chen, aber auch die, die Rund-um-Pfle­ge brau­chen. Es gibt die City-Senio­ren und die auf den Dör­fern, die kaum öffent­li­chen Nah­ver­kehr haben, mage­res WLAN und wenig raus­kom­men. Es gibt die mit Freun­den und Fami­lie gut Ver­netz­ten und die Einsamen.

Unser Stand der grü­nen Alten war drei Tage lang gut besetzt

Des­halb brau­chen wir Brü­cken – und Brü­cken­bau war auch das Mot­to die­ses Senio­ren­ta­ges: wir brau­chen Brü­cken zwi­schen den Gene­ra­tio­nen, zwi­schen Stadt und Land, arm und reich. Das Brü­cken­bau­en, so Stein­mei­er, wür­den die älte­ren Ehren­amt­li­chen ohne­hin tun. „Wir sind dar­auf ange­wie­sen, dass ande­re die Brü­cken zu uns nicht abbre­chen oder sie neu auf­bau­en“ und ergänzt kurz dar­auf: „In unse­rem Sozi­al­staat ist die Poli­tik ver­pflich­tet, dafür zu sor­gen, dass auch im Alter für alle ein wür­di­ges Leben mög­lich ist. … Der aktu­el­le Zustand der Alten­pfle­ge berei­tet Sor­ge. Das Wort ‚Pfle­ge­not­stand’ darf nicht mehr lan­ge zu Deutsch­land gehö­ren. Des­halb muss Pfle­ge auf der poli­ti­schen Agen­da ers­te Prio­ri­tät bekommen. ”

Ein schö­ner Ein­stieg zu einer bun­ten Ver­an­stal­tung mit über 200 Ange­bo­ten zu den unter­schied­lichs­ten The­men. Auch die Bun­des­grü­nen Alten waren dabei mit dem The­ma „Leben­di­ge Nach­bar­schaf­ten und Quar­tie­re – auch im Alter mit­ten­drin“, das so viel Inter­es­se weck­te, dass jeder der 250 Plät­ze besetzt war und sogar Besucher*innen ste­hen mussten.

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