Auf dem Weg zu einem Bundesverband als Teilorganisation der GRÜNEN
Alt sein heißt … Ein Vorwort
Noch vor 30 Jahren galten 65-jährige Menschen als „alt“. Kurz vor oder nach dem 60. Geburtstag wurde man mit einem mehr oder weniger goldenen Handschlag aus dem Berufsleben verabschiedet. Die neuen Zeiten brauchten neue Kräfte mit neuen Ideen. Jugend schien der Garant für Fortschritt.
Wer mit 63 oder 65 Jahren in Rente ging, hatte dann im Durchschnitt noch ca. 3–6 Jahre im Ruhestand. Nicht immer wurde der Lebensabend tatsächlich genossen, sondern oft auch gekränkt in dem Gefühl verbracht, nicht mehr gebraucht zu werden.
„War 1952 die Hälfte der gestorbenen Männer jünger als 68 Jahre und die Hälfte der gestorbenen Frauen jünger als 71 Jahre, so liegen diese Werte heute bei den Männern bei gut 79 und bei den Frauen bei knapp 85 Jahren.“ (Vgl.: BiB-Fakten, Medianalter der Gestorbenen in Deutschland 1952–2019) Unsere Lebenserwartung ist damit um 10–15 Jahre gestiegen. Nunmehr sind es nicht mehr nur 3–6 Jahre, die nach der Rente/Pension zur Verfügung stehen, sondern oft 15–20 Jahre. Für viele ältere Menschen ein viel zu langer Lebensabschnitt, um ihn ohne Aufgabe und jenseits gesellschaftlicher Teilhabe zu verbringen.

Die heutige Generation alter Menschen verfügt neben ihrer reichen Lebenserfahrung über eine höhere berufliche Qualifikation und eine breitere Basis an Kenntnissen, als ihre Vorgänger. Im Schnitt sind die heutigen „Alten“ gesünder, die meisten haben keinen Krieg in ihrem Leben erlebt, sie haben mehr von der Welt gesehen als frühere Generationen und haben auch andere Ansprüche an sich und ihre Umwelt. Viele von ihnen engagieren sich gesellschaftlich und unterstützen z. B. die Familien ihrer Kinder, geben Nachhilfe, betreuen Geflüchtete, Menschen ohne Obdach, Kranke und Pflegebedürftige oder helfen bei den Tafeln.
Dieser Wandel und seine Folgen sind allerdings nur zum Teil im öffentlichen Bewusstsein angekommen. Die Altersbilder in den Köpfen sind allzu oft noch geprägt von „den Alten“ von vor 30 Jahren. Corona hat diese überkommene Vorstellung neu belebt, indem alte Menschen überwiegend als hilfsbedürftig, krank und unmündig dargestellt und wahrgenommen wurden.
Es gibt für die Generation der heutigen Alten viele konkrete Fragen, Unstimmigkeiten, Ärgernisse, Herausforderungen und Hürden, die wir angehen und für die wir Lösungen finden müssen. Vor allem ist es überfällig, dass die aktuellen Themen der älteren Generation auch in unserer GRÜNEN Partei stärkere Beachtung finden.
Die GRÜNE Jugend hat Wege und Mittel gefunden, ihre Zielgruppe in den sozialen Medien, im Rahmen jugendgerechter Veranstaltungen, an Orten wie Schulen oder Universitäten, mit den richtigen Kampagnen und Konzepten anzusprechen und die Themen entsprechend aufzubereiten.
Hier haben wir noch eine große Aufgabe vor uns. Es gilt, auch innerhalb der GRÜNEN Partei den richtigen Ton zu treffen und die richtigen Themen aufzugreifen, um die ältere Generation, die „60plusser*innen“, zu erreichen und sie zum Engagement für ihre Interessen zu ermutigen. Um die Belange und Forderungen für ein gutes Leben im Alter, über den künftigen Bundesverband, in die GRÜNE Politik einzubringen und dafür zu sorgen, dass sie Beachtung finden und umgesetzt werden, muss es uns gelingen, geeignete Kanäle und Formate zu entwickeln.
Die vorliegende Themenbroschüre wird immer eine Art Entwurf bleiben, ein Projekt im Werden. Wir wollen die Broschüre fortlaufend anpassen, Neues aufnehmen und Überkommenes vielleicht auch einmal entfernen. Die inhaltlichen Diskussionen führen wir auf unserer Internetseite. Dort gibt es einen Bereich, in dem wir Beiträge einstellen, die die Debatte anregen und neue Aspekte aufgreifen. Wir laden dazu ein, an den Diskussionen teilzunehmen, sich einzumischen und Standpunkte auszutauschen! Wenn Du also ein neues Thema hast, das Eingang in die Broschüre finden soll, oder eine Anmerkung zu einem bereits dargestellten Sachgebiet haben, schicke uns eine Mail – wir freuen uns über rege Beteiligung!
Christa Markl-Vieto und Dirk Schmidtmann
für den Vorstand der GRÜNEN Alten