
Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks im prall gefüllten Saat der Delegiertenkonferenz
Auf der Gesamtdelegiertenkonferenz der Hamburger Seniorenvertretungen erklärte die Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks vor etwa 250 Besucher*innen, dass das Modellprojekt Hamburger Hausbesuch nun auf ganz Hamburg ausgeweitet wird. Bisher wurde es seit Ende September in zwei Stadtteilen getestet.
Ziel der Besuche ist es, ein aktives, selbstbestimmtes und selbständiges Leben in der eigenen Wohnung und im vertrauten Quartier zu unterstützen und Zugänge zu bestehenden Angeboten im eigenen Bezirk je nach Interesse und Bedarf zu erleichtern.
Vorher hatte man lange über das richtige Einstiegs-Alter diskutiert und sich dann auf 80 Jahre geeinigt. Inzwischen wird der Besuch sehr stabil angenommen, heißt es von der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz. Einen Monat nach dem 80. Geburtstag flattert der Brief der Gesundheitssenatorin ins Haus, in dem der Besuch angekündigt wird. Man hatte mit 25 % tatsächlich durchgeführten Besuchen gerechnet und ist jetzt bei etwa 33 %.
Da der individuelle Bedarf aber nicht altersabhängig sei, erklärte Dr. Silke-Böttcher-Völker von der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz, könnte man sich auch von allein melden und müsste nicht auf einen Brief vom Senat warten. Für den Ablauf des Gesprächs hat man sich sicherheitshalber vorher mit dem Landeskriminalamt beraten. Durchgeführt wird das Ganze vom Albertinen-Haus, dem Hamburger Zentrum für Geriatrie und Gerontologie. Die Besuchskräfte werden speziell ausgebildet und arbeiten auf Honorarbasis.
Dr. Lilli Neumann vom Albertinen-Haus erklärte, dass man sich u.a. mit München ausgetauscht habe, die höchste Besuchs-Akzeptanz habe es bei einem Brief mit einem konkreten Termin gegeben. Und die Unterschrift des Bürgermeisters hatte eine besonders hohe Strahlkraft!
Während des Besuchs ging es in Hamburg bisher vor allem um Gesundheit (45 %), Mobilität (44 %), Wohnsituation und soziale Kontakte (39 %) sowie Einsamkeit (8 %). Die besuchten Seniorinnen und Senioren können den Besuchskräften auch Hinweise mitgeben, wo im Stadtteil Handlungsbedarf gesehen werden, um die Rahmenbedingungen für ein gutes Älterwerden zu verbessern. Diese Informationen werden an die Bezirksämter weitergeleitet und bearbeitet.
Besuchskräfte mit Migrationshintergrund gibt es bisher nicht, es soll demnächst aber ein Infoblatt in mehreren Sprachen erstellt werden. Ansprechpersonen für schwule und lesbische Senioren sind bisher ebenfalls nicht dabei.
Ca. 64% lehnen den Hausbesuch ab (78 % aktiv vorab, 14 % öffnen nicht die Tür, 8 % sagen an der Haustür ab) – ich hab mich gefragt: Sollte man die, die meinen, im Moment brauchen sie noch keine Unterstützung, nicht in zwei, drei Jahren noch einmal ansprechen?
Die Referent*innen freuten sich auf jeden Fall über die rege Diskussion und nahmen einiges für ihre weitere Arbeit mit.
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