
Die Arbeitsgruppe Neue Medien hat einen Entwurf für ein Positionspapier gemacht, dass der BAGSO-Vorstand jetzt verabschiedet hat
Unser Positionspapier „Ältere Menschen in der digitalen Welt“ ist fertig!
Entwickelt von der Mediengruppe der BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e. V.), beginnt es erstmal mit Zahlen: über 12 Millionen Menschen in Deutschland sind offline. 95 % von ihnen sind über 50 Jahre alt – und, das wundert wenig, je älter, desto weniger wird das Netz genutzt.
Bei den 60–69-Jährigen sind es immerhin noch 69 %, die regelmäßig online sind, bei den über 70-Jährigen nur 36 %. Und Ältere gehen vor allem von ihrem Computer aus online, sind also selten mit dem Smartphone unterwegs*).
Wenn die Jüngeren das Netz selbstverständlich nutzen – bei den unter 30-Jährigen liegt die Beteiligung bei nahezu 100 % – wird sich das Problem dann irgendwann von selber lösen? Wohl eher nicht: auch in Zukunft wird es aufgrund der sich immer schneller verändernden neuen Technologien Menschen jeden Alters geben, die abgehängt werden – oder bewusst aussteigen wollen.
Wichtig ist doch aber, dass es jederzeit möglich sein muss, auch ohne Internet am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können, also: Ich muss auch ohne Computer weiterhin Geld abheben, Fahrscheine kaufen oder mir einen Termin beim Bezirksamt geben lassen können.
Für alle, die dagegen gern und oft online sein wollen, brauchen wir kostenfreie WLAN-Zugänge im öffentlichen Raum, in Bibliotheken, Schulen, Altersheimen – und die müssen barrierefrei sein.
Wenn ehrenamtliche Initiativen ältere Menschen im Umgang mit dem Netz schulen, sollten sie von den Kommunen unterstützt werden, z. B. indem ihnen Schulungs-Räume überlassen werden.
Bedauerlich ist, dass Hersteller keine selbsterklärenden Produkte auf den Markt bringen – obwohl sie seit Jahren angeblich den Anspruch haben. Leider ist meist das Gegenteil der Fall: Angeboten werden wenig benutzerfreundliche Bedienungsanleitungen und Informationsmaterialien, die ältere Menschen durch Expertenwissen sowie eine jugendorientierte Sprache und Bilderwelt ausschließen.
Bei Angeboten im Smarthome- und Gesundheitsbereich – im Prinzip sehr interessant für ältere Menschen – sollten Hersteller und Entwickler sparsam mit den Daten der Nutzer*innen umgehen, die Datenwege sollten transparent sein. Hersteller müssen für Sicherheit im Netz sorgen, das kann nicht Aufgabe der Verbraucher*innen sein.
Gute Beratungs- und Serviceleistungen müssen selbstverständlich sein. Außerdem brauchen wir eine IT-Bildungsstrategie.
Der IT-Gipfel der Bundesregierung sollte einen Austausch der Nutzer*innen möglich machen und die Interessen der älteren Menschen einbeziehen. Andere Länder in Europa zeigen, dass die Teilhabe älterer Menschen auch hier selbstverständlich möglich ist.
Das ganze Positionspapier kann hier eingesehen werden.
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*) DIVSI-Studie zu Inter Internet-Mileus 2016 und D21-Digital-Indes 2016
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