Hamburg: Tag der älteren Menschen

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Rita Ross­bach und ich ver­tei­len Ein­la­dun­gen für unse­re GA-Ver­an­stal­tung vor dem Michel

Der Lan­des-Senio­ren­bei­rat (LSB) und die DGB-Senio­ren hat­ten ein­ge­la­den – und vie­le, vie­le kamen. Immer­hin war Franz Mün­te­fe­ring, inzwi­schen Vor­sit­zen­der der BAGSO (Bun­des­ar­beits­grup­pe der Senio­ren­or­ga­ni­sa­tio­nen) Gast­red­ner im Gemein­de­saal des Michels. Um zehn Uhr soll­te es los­ge­hen, also waren Rita und ich schon um vier­tel nach neun dort, um unse­re Ein­la­dun­gen zu ver­tei­len: für unse­re Ver­an­stal­tung zum Demo­gra­fi­schen Wan­del im Metro­po­lis Kino in einem Monat.

Pünkt­lich um 10 Uhr begrüß­te Bri­ta Schmidt-Tie­de­mann, LSB-Vor­sit­zen­de dann die Gäs­te damit, dass man wahr­lich einen Grund zum Fei­ern habe: Wir fei­ern uns selbst, zum ers­ten Mal in der Geschich­te der Mensch­heit erleb­ten so vie­le Men­schen das hohe Alter. Und zwar fit und gesund. Vie­le älte­re Men­schen arbei­te­ten auch län­ger und gern, egal ob für die Fami­lie oder im Job. Nur nicht mehr mit so star­ren Regeln wie frü­her. Bedau­er­lich sei des­halb, dass sich das Alters­bild noch nicht ent­spre­chend geän­dert habe.

Welt­weit gibt es inzwi­schen 700 Mil­lio­nen älte­re Men­schen, so vie­le, wie ins­ge­samt in ganz Euro­pa leben. Und laut SPD-Sena­to­rin Cor­ne­lia Prü­fer-Storcks fühlt sich Älter­sein zuneh­mend bes­ser an, zumin­dest in Deutsch­land. Die Erwerbs­tä­tig­keit habe bei Men­schen zwi­schen 54 und 65 stark zuge­nom­men. Und älte­re Men­schen küm­mer­ten sich auch wie­der mehr um ihre Enkel, das sei eine zeit­lang gar nicht so gewe­sen. Immer wich­ti­ger wür­de auch die Wohn­si­tua­ti­on, die meis­ten Men­schen wol­len auch im Alter zuhau­se woh­nen blei­ben. Und wenn das nicht gin­ge, zumin­dest im glei­chen Vier­tel. Nach­hol­be­darf bestün­de bei alter­na­ti­ven Model­len, die immer gefrag­ter wür­den, wie z.B. Wohn­ge­mein­schaf­ten.  Sol­che WGs könn­ten auch inner­halb von Pfle­ge­hei­men ange­sie­delt sein. Es sei ganz wich­tig, dass Pfle­ge­hei­me Ange­bo­te für alle im Quar­tier Woh­nen­den mach­ten, so dass es einen leben­di­gen Aus­tausch gäbe und Hei­me nicht mehr län­ger eher einem Kran­ken­haus ähnelten.

Das Schwer­punkt­the­ma für 2016 sei Alters­dis­kri­mi­nie­rung. Es dür­fe kei­ne Alters­gren­ze für neue Hüft­ge­len­ke geben, kei­ne Kre­dit­gren­ze für Men­schen, die z.B. ihre Woh­nung alters­ge­recht umbau­en woll­ten. Das Alters­bild müs­se sich drin­gend ändern.

Der Haupt­pas­tor vom Michel, Alex­an­der Röder, erzähl­te von einem span­nen­den Pro­jekt sei­ner Gemein­de: Jugend­li­che an drei Stadt­teil­schu­len bekä­men je einen Paten an die Sei­te, ein Jahr, bevor sie ihren Abschluss mach­ten. Es sei­en dann sehr oft älte­re Men­schen, die die Paten­schaft über­näh­men. Aus den Paten­schaf­ten hät­te sich eine schö­ne Kom­mu­ni­ka­ti­ons­brü­cke der Gene­ra­tio­nen ent­wi­ckelt. Sein Appell an alle: „Sei­en Sie laut! Wir brau­chen Ihre lau­te Stim­me in der Gesellschaft!”

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Franz Mün­te­fe­ring bei sei­ner lau­ni­gen Rede

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Höhe­punkt war natür­lich der lau­ni­ge Vor­trag von Franz Mün­te­fe­ring, inzwi­schen 76 und genau­so elo­quent wie eh und je: „Mir geht es jetzt so gut, weil ich Vor­sit­zen­der der BAGSO bin – und damit zum ers­ten Mal einer Ver­ei­ni­gung mit so vie­len Mit­glie­dern vor­ste­he, die ganz von allein immer mehr wer­den!”, erklär­te er gleich zu Anfang. Er habe kei­ne Angst vorm demo­gra­fi­schen Wan­del. Wan­del hät­te es immer und über­all gege­ben. Außer­dem sei der kei­ne Natur­ge­walt, son­dern gestalt­bar. Und die 12 Mil­lio­nen Mit­glie­der der BAGSO woll­ten gestal­ten. Wie wol­len wir mor­gen leben, was kön­nen wir heu­te dafür tun? Das sei­en die wich­ti­gen Fra­gen. „Die Frau­en leben ja im Schnitt 5 Jah­re län­ger und sagen uns nicht, war­um – das krie­gen wir aber noch raus!“

Die Demo­kra­tie ken­ne auf jeden Fall kei­ne Schau­kel­stüh­le, die demo­kra­ti­sche Pflicht, sich ein­zu­mi­schen, blie­be für alle bestehen, egal wie alt man sei. Des­halb soll­ten wir uns unbe­dingt bewe­gen, Bewe­gung sei wich­tig für den gan­zen Kör­per. „Und man­che ver­ges­sen, dass der Kopf zum Kör­per dazugehört!“

Und immer soll­te man auf ein fried­li­ches Mit­ein­an­der aller Län­der set­zen. Noch nie hät­ten so vie­le Men­schen z.B. tür­kisch und deutsch gespro­chen – oder rus­sisch und deutsch. Das sei eine gro­ße Chan­ce, Russ­land und die Tür­kei gehör­ten zu Euro­pa dazu. Es gab jede Men­ge Applaus, bevor Mün­te zum nächs­ten Ter­min eil­te, nach St. Pau­li zur Rudi-Ass­mann-Gesell­schaft, zum The­ma Demenz.

 

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